Analyse
Oskar Lafontaine: Baerbock “vermutlich wirklich so einfältig” – Habeck “komplett überfordert”
Das aber taugt nicht für eine Verschwörungstheorie. Egoismus, Gier und Machtwille sind sozusagen die Basics unserer Politiker, es steckt ihnen in den Genen. Doch es gibt noch andere Akteure, sie sind gerade eben angesprochen worden. Gemeint sind die Netzwerke, die sich um Politiker herum ausbreiten wie überdimensionierte Spinnennetze. Es beginnt bei politischen Kontakten und führt über die Medien und Unternehmen hin zu NGOs, Stiftungen, Thinktanks, Finanzdienstleistern, der Rüstungs- oder Pharmaindustrie bis zu anderen Regierungen, die über mehr Macht verfügen als man selbst.
Von Interesse sind hier in erster Linie global agierende Unternehmen, NGOs, Thinktanks und Stiftungen. Die haben inzwischen eine Machtfülle entwickelt, die die verantwortlichen Politiker bei Weitem in den Schatten stellt. Wir erinnern uns beispielsweise an die Rolle der WHO oder der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung während der Corona-Episode. Und natürlich an die Pharmaindustrie und ihre Rolle bei den Impfstoffen. Seien wir ehrlich, unsere Politiker hatten in dieser Phase herzlich wenig zu melden, sie folgten blind und/oder gehorsam denen, die die Ansagen machten.
Gewollte Inkompetenz!
Wir müssen über das Weltwirtschaftsforum (WEF) sprechen. Hier soll es aber nicht um die Frage gehen, welche Rolle und Macht deren Aushängeschild Klaus Schwab hat. Vermutlich ist er als Einzelperson eher überbewertet, und es ist nicht einmal auszuschließen, dass es einigen Akteuren im Umfeld des WEF ganz lieb wäre, würde Schwab abgelöst werden oder zumindest weniger in der Öffentlichkeit reden.
Trotzdem ist die Bedeutung des WEF in der globalen Wirtschaft und den gesellschaftlichen Ausrichtungen einzelner Staaten nicht zu unterschätzen (ebenso wenig wie das Unternehmen BlackRock, das wahrscheinlich mehr Geld verwaltet, als man in sämtlichen Taschen aller korrupten Politiker im Zeitraum der letzten 50 Jahre weltweit finden würde).
Der Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington sagte über das Weltwirtschaftsforum, es sei eine Gruppe von Menschen, die
“wenig Bedarf an nationaler Loyalität haben, nationale Grenzen als Hindernisse betrachten, die zum Glück verschwinden, und nationale Regierungen als Überbleibsel aus der Vergangenheit ansehen, deren einzige nützliche Funktion darin besteht, die globalen Operationen der Elite zu erleichtern”.
Jetzt ist es raus! Wäre es möglich, dass die Bundesregierung so inkompetent ist, weil das die einfachste Möglichkeit ist, an einem gewissen Punkt zu sagen: “Okay, das war’s, jetzt übernehmen wir!”?
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Man könnte mit Fug und Recht einwenden, dass es doch ohnehin längst die globalen Player sind, die die politischen Entscheidungen beeinflussen, wenn nicht gar vollständig treffen. Wenn etwa Autobauer an Gesetzen mitschreiben, die ihre Macht begrenzen sollen, wenn es sogar so ist, dass sie alles ausformulieren und der Gesetzgeber es nur noch abnickt, dann ist das doch genau das, was die Verschwörungstheorie behauptet. Es wäre dann Praxis, keine Theorie mehr.
Doch es fehlt noch ein letzter Schritt bis zur Wahrwerdung der Verschwörungstheorie. Die offizielle Übernahme der politischen Entscheidungen durch die, die im Hintergrund agieren. Denn die gibt es noch nicht. Wenn es aber öffentlich gemacht und anerkannt wäre, dass eine Gruppe von Menschen
“nationale Regierungen als Überbleibsel aus der Vergangenheit ansehen, deren einzige nützliche Funktion darin besteht, die globalen Operationen der Elite zu erleichtern”,
dann wäre der finale Schritt geschafft. Wir sind auf diesem Weg schon ein ganzes Stück gegangen, die Macht der Konzerne und derer, die in ihrer Nähe agieren, hat ein Ausmaß angenommen, das mit demokratischen Ansätzen längst nichts mehr zu tun und die politischen Führungen in eine immer defensivere Position gebracht hat.
Der Zeitpunkt, sie einfach abzusetzen, scheint aber noch nicht gekommen zu sein. Noch bleibt die Rollenverteilung offiziell und an der Oberfläche so, wie wir sie kennen: Politiker regieren, Unternehmen agieren. Politiker kümmern sich ums Volk, Unternehmen um ihre Rendite. Es ist klar, dass dieses Prinzip längst unterspült ist und die politische Praxis anders aussieht. Der Schein aber wird (noch) gewahrt.
Meinung
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Nach dem Leistungsprinzip ist es schwerer, eine Regierung abzusetzen, die einen guten Job macht, sich aus fachlich einwandfreiem Personal zusammensetzt und vernünftige Entscheidungen trifft. Die Menschen würden das auch nicht verstehen und schon gar nicht wollen. Was aber, wenn sich herausstellt, dass die Politik so inkompetent ist, dass sie womöglich alles gegen die Wand fährt? Was, wenn es personelle Angebote aus einer ganz anderen als der politischen Richtung gibt, die Besserung versprechen? Was, wenn die agierende Politik immer wieder der Inkompetenz überführt wird und dies selbst für den Letzten nicht mehr zu übersehen ist?
Ein Volksaufstand ohne Volk und stattdessen mit Managern, CEOs, Stiftungen, Thinktanks und globalen Konzernen wäre deutlich einfacher. Sie müssten einfach nur abwarten und dem Wahnsinn der Inkompetenz seinen Lauf lassen. Früher oder später wäre ein Punkt erreicht, an dem das Wegwischen der politischen Akteure nicht nur einfach, sondern von der Mehrzahl der Menschen gewollt wäre.
So viel an dieser Stelle zur Verschwörungstheorie.
Es darf natürlich nicht der Hinweis fehlen, dass es auch ganz anders sein könnte. Nicht umsonst ist eine Verschwörungstheorie ja am Ende eben nur eine Theorie.
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs “neulandrebellen”.
Quelle