© Soziale Medien Widerlich!: die Auschwitz-Holocaust-Party 2025, pardon, Gedenkzeremonie an die Opfer des KZ Auschwitz zum 80. Jahrestag der Befreiung seiner Insassen. Oświęcim, Polen, 27. Januar 2025.
Von Wladimir Kornilow
Ein wichtiges Gedenkdatum ist zu Ende gegangen: der 80. Jahrestag der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau (auch bekannt unter dem polnischen Namen Oświęcim). Wie erwartet beging der Westen diesen Jahrestag mit viel Pomp und Prunk und machte ihn praktisch zu einem heuchlerischen “Holocaust-Feiertag”. Verzeihen Sie mir diese zynische Definition, aber genau so sah es doch einfach mal aus: Die Nachkommen und ideologischen Anhänger der Henker von damals vergossen Krokodilstränen für die Opfer und versprachen, “deren Andenken zu ehren”.
Dabei wurde die Zeremonie von Lächeln und selbstgefälligen Selfies begleitet.
Eine zeitnahe Ausgabe der Times veröffentlichte sogar einen Reiseführer (“hust”) für Auschwitz, der Ihnen unter anderem erzählt, in welchen Restaurants in der Nähe Sie köstliches Essen genießen können. Ganz nach Gjurdschijews Motto “Wenn wir schmausen, dann schmausen wir – das Porto inbegriffen!”
Andere europäische Leitmedien erschienen mit auffälligen Titelseiten samt Fotos von Auschwitz-Häftlingen und großen Schlagzeilen: “Niemals vergessen!”
Meinung Wer waren die Befreier von Auschwitz?
Allerdings: Wie konzertiert sie es fast alle sofort danach vergessen haben! Zumindest haben sie vergessen, wer genau die Gefangenen befreite und vielen von ihnen das Leben rettete und somit die Pläne der Nazis vereitelte, die Spuren ihrer Gräueltaten vollständig zu vernichten – durch einen eiligen Vorstoß aus dem Osten, auf Kosten vieler eigener Leben: Die Erwähnung der Roten Armee und der sowjetischen Befreier war bei diesen Veranstaltungen ein unausgesprochenes Tabu.
Und wenn es jemand doch erwähnte, versuchte er sofort, sein Publikum davon zu überzeugen: Unter keinen Umständen dürfe man eine Parallele zwischen den Soldaten, die die Gefangenen der nationalsozialistischen Konzentrationslager befreiten, und den modernen Russen ziehen! Andernfalls könnte – Gott bewahre – jemand unannehmbare Sympathien gegenüber Russland entwickeln.
Besonders auffällig als ein Höhepunkt des Zynismus war der Auftritt des illegitimen Chefs des Kiewer Regimes bei dieser Veranstaltung. Am Vorabend seiner Reise nach Auschwitz besuchte Selenskij sogar den Friedhof Babi Jar in Kiew, auf dem die sterblichen Überreste von Opfern des ukrainischen Holocaust begraben liegen. Und das vor dem Hintergrund, dass einige Straßen, die zu diesem Friedhof führen, bereits die Namen ukrainischer Kollaborateure mit Nazideutschland und Namen einiger Ideologen dieses Verbrechens tragen.
Wir erinnern uns doch noch an die Worte Selenskijs in seinem ersten Jahr an der Macht:
“Es ist egal, wie die Straße heißt, solange sie beleuchtet und gepflastert ist!”
Schon überraschend, dass er diesen Satz nicht in Auschwitz äußerte und die dortigen gepflasterten Straßen nach den Nazi-Henkern zu benennen vorschlug.
Alle fünf Jahre erinnern Selenskij und andere ukrainische Persönlichkeiten daran, dass Auschwitz von Soldaten der 100. Lwower Division befreit wurde – so, als hätten Westukrainer Europa gerettet. Natürlich erwähnt keiner von ihnen die Tatsache, dass die 100. Division der Roten Armee im Gebiet Wologda hauptsächlich aus Bewohnern dieser Gegenden aufgestellt wurde und den Ehrennamen “Lwower” für die heldenhafte Befreiung Lwows von den Nazis erhielt – dafür also, was man im heutigen Lwow selbst mittlerweile als «sowjetische Besatzung» bezeichnet! Und natürlich vergaß Selenskij in Auschwitz zu erwähnen, dass das Denkmal für die Soldaten der 100. Division im Gebiet Lwow vor mehreren Jahren nicht nur zerstört, sondern auch demonstrativ auf eine Mülldeponie geworfen wurde. Gott mit Ihnen – es schickt sich nicht, so etwas am «Holocaust-Feiertag» zu erwähnen. Wo kämen wir denn hin, das würde ja auf Missverständnisse stoßen.
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Denn nur an allen anderen Tagen im Jahr ist der sowjetische Soldat ein “russischer Besatzer” – an den Jahrestagen aber, die mit dem Sieg des Nazismus zu tun haben, da verwandelt er sich plötzlich in einen “ukrainischen Befreier”.
Jede Erwähnung der Russen zu meiden versuchte man übrigens nicht nur in Reden über die Befreier von Auschwitz – auch die Tatsache, dass eine der größten Opfergruppen dieses grausamen Konzentrationslagers aus sowjetischen Kriegsgefangenen bestand, wurde von den modernen Europäern von heute sorgfältig ignoriert. Der König von Großbritannien, der erste britische Monarch, der es endlich nach Auschwitz geschafft hat, hielt in Polen eine Rede – stotternd und nicht wissend, was er mit seinen Händen tun sollte –, in der er die Opfer aufzählte:
“Juden, Sinti, Roma, Behinderte, Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft, politische Gefangene.”
Und was ist mit den russischen, überhaupt den sowjetischen Opfern von Auschwitz und des Zweiten Weltkriegs im Allgemeinen? In Charles’ Rede fielen sie in die Kategorie “Andere”. Wer im Westen hat sich damals um sie geschert und, erst recht, wer schert sich heute um sie?
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Gerade darin besteht ja der Zynismus und die Heuchelei des Westens, die jedes Mal zutage treten, wenn seine offiziellen Vertreter über die Verbrechen des Nationalsozialismus gegen die Menschlichkeit sprechen! Während sie Krokodilstränen um die Opfer dieser schrecklichen Ideologie vergießen, die Fleisch vom Fleische und Blut vom Blute der europäischen Zivilisation war, rechtfertigen die gepflegten Europäer von heute fast sofort die menschenfeindlichen Theorien unserer Zeit, allen voran die Russophobie.
Eben deshalb rief Wladimir Putin in seiner Botschaft zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz auf, “grundsätzlichen und harten Widerstand gegen Versuche zu leisten, das rechtliche und moralische Urteil über die Nazi-Henker und ihre Komplizen umzuschreiben”.
Genau solche Versuche aber haben die Teilnehmer der heuchlerischen “Holocaust-Party” doch unternommen – sie versuchten, den Heldenmut des sowjetischen befreienden Soldaten in Vergessenheit zu bringen und die Henker zu rechtfertigen.
Übersetzt aus dem Russischen.
Wladimir Kornilow ist ein sowjetischer, ukrainischer und russischer Politologe, Geschichtswissenschaftler, Journalist, Schriftsteller und gesellschaftlicher Aktivist. Er ist der ehemalige Leiter der ukrainischen Filiale des Instituts der GUS-Staaten in Kiew und Leiter des Zentrums für Eurasische Studien in Den Haag. Nach seiner scharfen Kritik am Euromaidan musste er aus der Ukraine flüchten und arbeitet seit 2017 als Kolumnist bei Rossija Sewodnja. Er führt eine Telegram-Kolumne zu aktuellen politischen Themen.
Diesen Artikel verfasste er exklusiv für RT.
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