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Bundeswehrgeneral: Heer muss sich auf “Kampf heute Nacht” vorbereiten

Bundeswehrgeneral: Heer muss sich auf "Kampf heute Nacht" vorbereiten

Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Fotostand / WassmuthSofort einsatzbereit: “Buttnmandllauf” bei den Gebirgsjägern aus der Bundeswehrkaserne Strub bei Bischofswiesen im Dezember 2024

Der Bundeswehrgeneral Harald Gante hat gefordert, dass das Heer sich auf einen “Kampf heute Nacht” vorbereiten müsse. Gante ist nicht irgendein General, sondern “Kommandeur Feldheer im Kommando Heer”. In einem Gastbeitrag für die Seite CPM Defence Network schreibt der Generalleutnant, dass das deutsche Heer bereits jetzt bereit zur “Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV)” sein müsse. Die Einschätzung der Bedrohung durch Russland habe sich geändert. Bereits jetzt sei mit begrenzten Angriffen zu rechnen:

“Mittlerweile werden die Potentiale Russlands und seiner Streitkräfte anders bewertet. Bereits in fünf Jahren könnten die Rekonstitution und der Aufwuchs der russischen Streitkräfte abgeschlossen sein. Ein vollumfänglicher Angriff Russlands auf einen NATO-Staat könnte trotz anhaltender Bindung russischer Truppen im Ukrainekrieg damit bereits in 2029 erfolgen; die Durchsetzung einer begrenzten Ambition ab sofort und jederzeit.”

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Die Bundeswehr und vor allem das Heer müssten schneller “kriegstüchtig” werden. Wenn Russland sich zu einem Angriff entschließe, dann, “solange wir schwach aussehen”. Die Folgerung Gantes:

“Wir müssen bereits heute ohne Einschränkungen einsatzbereit für die Landes- und Bündnisverteidigung werden. Wie Mittel für dieses Ziel priorisiert und eingesetzt werden, hängt auch von der Vorstellung ab, wie sich ein Krieg gestalten wird und vor allem, wann dieser geführt werden muss. Dieses sogenannte Kriegsbild bietet somit Orientierung für unser tägliches Handeln.”

Notwendig sei die bereits praktizierte langfristige Vorausschau auf mögliche Konfliktszenarien und die damit einhergehende Planung und Beschaffung. Aber müsse sich auch konkret für militärische Konflikte in der Gegenwart vorbereiten:

“Jedoch darf der Plan für eine zukunftsfeste Bundeswehr nicht der Bundeswehr im Hier und Jetzt im Wege stehen. Unter der derzeitigen Bedrohungslage und der knappen Zeit zur Herstellung unserer Kriegstüchtigkeit, reicht es nicht mehr, das potentielle Schlachtfeld der Zukunft zu analysieren und zur Priorisierung heranzuziehen. Vielmehr müssen wir zuvorderst das derzeit zu erwartende Kriegsbild – zumindest für die Zeit bis 2029 – als Maßstab für Priorisierungsentscheidungen anlegen. Das Spannungsfeld zwischen “Auffüllen des Heeres zur Kriegstauglichkeit mit verfügbarer Technik” und “Beschaffung zukunftsfähiger Systeme für zukünftige Kriege” wird damit bis auf Weiteres die Fähigkeitsentwicklung beeinflussen.”

Dazu müsse man Lehren aus dem Ukrainekrieg ziehen, dem “Kampf der ukrainischen Streitkräfte gegen die russischen Invasoren”, wie der General sich ausdrückt. Auch wenn es das Ziel der NATO sei, einen russischen Angriff nach kurzer Zeit zurückzuwerfen, müsse man sich auf einen langwierigen Krieg einstellen. Dazu brauche man die Fähigkeit, “die Versorgung mehrerer Divisionen im Gefecht und zum Feldersatz über mehrere Jahre aufrechterhalten zu können”.

Derzeit übernähmen NATO- und EU-Staaten die Ausbildung des ukrainischen “Feldersatzes”. Die Bundeswehr könne aber nicht darauf rechnen, im Ernstfall Hilfe von anderen Staaten bei der Ausbildung zu erhalten und brauche deshalb eigene Kapazitäten:

“Besonders kritisch wird die Phase zwischen dem Einsatz der aktiven Truppenteile des Heeres und dem Anlaufen eines Feldersatzwesens sein. Hier wird die Reserve als Brücke zwischen den aktiven Soldatinnen und Soldaten und den Ungedienten eine tragende Rolle spielen müssen.”

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Defizite sieht Gante auch bei der “taktischen Führungsfähigkeit des Heeres” und vor allem bei der Ausstattung:

“Kritische Lücken finden sich bei unserer Führungsfähigkeit, der Führungs- und Einsatzunterstützung, der Ausstattung mit unbemannten Systemen zur Gefechtsfeldbeobachtung und Wirkung, der Fähigkeit zur Flugabwehr im Nächstbereich inkl. der Drohnenabwehr sowie weitreichendem, indirektem Feuer.”

Zwar seien bereits zahlreiche Rüstungsprojekte beschlossen worden, allerdings würden die Lücken erst Mitte der Dreißigerjahre geschlossen sein. Man benötige aber bereits jetzt “Vollausstattung”:

“Schließlich lernen wir aus dem Ukrainekrieg, dass Quantität neben der Qualität von Waffensystemen eine wichtige Rolle spielt. Wir benötigen Vollausstattung in der aktiven und der nicht-aktiven Truppe. Gegebenenfalls bedeutet dies auch, dass wir bei Rüstung und Beschaffung zum Erhalt unseres Levels of Ambition noch mehr als bisher den Faktor “Verfügbarkeit” berücksichtigen müssen.”

Dabei hält der General Schnelligkeit und Masse für wichtiger als Innovation:

“Als Kommandeur des Feldheeres akzeptiere ich, dass nicht die jüngsten Innovationen für ein Rüstungsvorhaben berücksichtigt werden, wenn dafür das von der Truppe benötigte Material zügig und in hoher Stückzahl zuläuft.”

Dazu benötige man “pragmatische Lösungen”, auch jenseits der traditionellen Beschaffungswege. Als Beispiel nennt Gante die Arbeit der “Task Force Drohne”. Darüber hinaus mahnt er eine realistische Darstellung des Feindpotenzials bei Übungen und einen konstruktiven Umgang mit Fehlschlägen an:

“Niederlagen sind ohnehin nicht zwingend Resultat einer schlechten Führerleistung, sondern können auch in fehlender Ausstattung oder untauglichen Strukturen begründet liegen. Wenn wir unsere Truppe fit für den “heutigen” Krieg machen wollen, dann müssen unsere Truppenführer lernen, Defizite durch Anpassungsfähigkeit zu verringern.”

Am Ende seines Beitrags mahnt der General noch einmal zu Realismus und Pragmatismus:

“An vielen Rahmenbedingungen kann das Heer nichts ändern. Der Zulauf von Material ist nicht nur durch Finanzmittel begrenzt, sondern auch von den Produktionskapazitäten der Industrie. Es liegt jedoch in unseren Händen, ein realistisches Kriegsbild als Maßstab anzulegen, um pragmatisch Defizite aufzufangen. Denn ein Verschließen der Augen vor der Gefahr eines “Kampfes heute Nacht” können sich die Soldatinnen und Soldaten des Deutschen Heeres nicht leisten. Der Preis, den sie – und somit wir alle – in diesem Fall zu zahlen haben, ist dafür zu hoch.”

Quelle

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