Der polnische Historiker Piotr Cywiński leitet seit 18 Jahren die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. Im Vorfeld der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung des Todeslagers, das sinnbildlich für das Verbrechen des Holocausts steht, hat der Spiegel ein Interview mit dem Museumsleiter veröffentlicht. Das Magazin sprach mit Cywiński über die Bedeutung der Erinnerungsarbeit, die Trump-Wahl, X-Chef Elon Musk sowie den heutigen Antisemitismus.
Der Historiker wies im Laufe des Gesprächs mehrfach darauf hin, dass er Politik und geschichtliche Arbeit nicht miteinander vermische und keine politischen Kommentare abgebe. Als er gegenüber dem Magazin erklären sollte, warum in diesem Jahr die Vertreter der russischen Delegation am Gedenken nicht teilnehmen durften, machte er jedoch eine Ausnahme.
“Ich habe ihnen gesagt, dass sie hier nicht empfangen werden”, so der Museumsdirektor. Er begründet damit, dass sie
“nicht verstehen, was Freiheit bedeutet. Und es ist der Jahrestag der Befreiung. Heute vergewaltigt, tötet und missbraucht ein Teil der Befreier von damals.”
Die Spiegel-Journalisten vertieften diesen Punkt nicht weiter und gingen zum nächsten Thema über. Scheinbar interessierten sich die Journalisten nur am Rande für den Ausschluss der Russen. Doch der Satz “Heute vergewaltigt, tötet und missbraucht ein Teil der Befreier von damals” wurde schließlich zur Schlagzeile des Artikels. So unwichtig war das Thema dem Spiegel offenbar doch nicht.