Mehr als 80 Prozent aller Getreidelieferungen aus der Ukraine gehen in Industrieländer
Globaler Blick
Ebenso scharf wird die anmaßende Haltung der Bundesregierung kritisiert, die ständig von einer sogenannten werte- und regelbasierten Außenpolitik spreche. Deutschland sei jedoch auf den Import von Rohstoffen und Energieträgern angewiesen, um “seine Wirtschaft und den minimalen Wohlstand der Bevölkerung aufrechterhalten zu können.” Doch die Lieferländer hätten “in der Regel ihr eigenes konträres ‘Wertesystem'” und “oft führ[t]en sie seit Jahren Kriege gegen ihr eigenes oder andere Völker.” Die Stadtverordneten weisen auf die Doppelmoral des Westens – und der Bundesregierung – hin und fragen somit rhetorisch:
“Wollen wir also künftig mit all diesen Ländern im Kriegszustand sein?!”
Mit “fassungslosem Entsetzen” gehen die brandenburgischen Lokalpolitiker auf die “bereits jetzt absehbaren Folgen” der auf das Militärische fixierten Berliner Politik ein:
“Eine Politik, die sich darauf versteift, dass es nur eine militärische Lösung dieses Konfliktes geben könne, nimmt Tod und Zerstörung – vor allem für zigtausende Unbeteiligte und Unschuldige – billigend in Kauf.”
Der westliche “Sanktionskrieg” habe “auch Auswirkungen auf eigentlich völlig Unbeteiligte, die Menschen im sogenannten globalen Süden.” Infolge des “nahezu vollumfänglichen Sanktionsdschungel” seien “enorme Mengen an Dünger- und Getreideexporten aus Russland und Weißrussland faktisch blockiert” worden – wodurch Hungersnöte “in vielen ohnehin schon gebeutelten Ländern” die unvermeidliche Folge seien. Dies könne wohl kaum im Sinne einer – angeblich – “wertegeleiteten” Politik liegen.
Wirtschaftliche und soziale Folgen in Deutschland
Klare Worte finden die Stadtverordneten von Königs Wusterhausen auch für die Folgen der Sanktionen, die auf Deutschland zurückschlagen: Preisanstieg, Inflation, Rückgang der Spareinlagen, Betriebsschließungen und Insolvenzen.
“Vielen bereits durch die Pandemie-Politik gebeutelten Gewerbetreibenden geht nun endgültig die Luft aus, aufgrund hoher Kosten bei gleichzeitig einbrechendem Umsatz. “
Die Verluste durch Betriebsaufgaben, Verlagerungen ins Ausland, Konsumzurückhaltung und Rezession seien nicht “bezifferbar”. So drohten “ganze Branchen” zu “verschwinden” und Deutschland “seine letzten Standortvorteile” zu verlieren. Die Inflation führe “zu einer massiven Kapitalflucht”, “das ohnehin angeschlagene Finanzsystem droht zu kollabieren.”
Die Bundesregierung wird unmissverständlich gewarnt:
“Die Arbeitslosigkeit wird explodieren, gleichzeitig steigt die Zahl der Flüchtlinge, die Sozialsysteme sind jetzt schon völlig überlastet. Daraus folgende soziale und politische Unruhen sind zwangsläufig.”
All diese Entwicklungen seien “absehbar, ohne dass damit den Menschen in der Ukraine geholfen ist.”
Diplomatie statt Waffen und Sanktionen
Der Offene Brief zitiert das bekannte Wort Willy Brandts, wonach der Frieden zwar nicht alles, aber alles ohne Frieden nichts sei, und mündet in folgendem Appell an die Regierung:
“Wir rufen Sie daher dazu auf, alles zu unterlassen, was diesen Krieg verlängert und alles dafür zu tun, dass die Waffen schweigen. Sowohl im Waffenkrieg als auch im Wirtschaftskrieg!”
Der Offene Brief wurde von der “Vereinigten Bürgerfraktion” initiiert. Ein Änderungsantrag der Fraktionen von SPD und Grünen für eine alternative “Resolution”, die weitgehend der Linie der Bundesregierung entsprach, konnte sich nicht durchsetzen. Die Stadtverordnetenversammlung hat den Offenen Brief schließlich mit großer Mehrheit beschlossen: 17 von 24 anwesenden Stadtverordneten stimmten dafür.
Ein Link zu einer Fernsehreportage des rbb , der über den Offenen Brief berichtet hatte, führt inzwischen zu einer Fehlermeldung.
Screenshot der Fehlermeldung zum betreffenden ARD/rbb-Beitrag https://www.ardmediathek.de/video/rbb24-brandenburg-aktuell/brief-gegen-ukraine-politik/rbb-fernsehen / RT
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