Quelle: www.globallookpress.com © Presidential Office of Ukraine Jens Stoltenberg in Kiew, 20.04.2023.
Von Dagmar Henn
Auch wenn Selenskij und stapelweise westliche Medien nun behaupten, die Russen hätten wieder einmal sich selbst beschossen, wie ja schon monatelang beim Atomkraftwerk Energodar oder jahrelang im Donbass (seit letztem Jahr sogar mit NATO-Kalibern) – kein Mensch, der seine sieben Sinne beisammen hat, zweifelt daran, dass die Drohnen, die den Kreml trafen, aus der Ukraine kamen. Die einzige offene Frage ist, wer konkret den Befehl dazu erteilt hat. Selenskij selbst? Seine Auftraggeber in Washington? Oder irgendeine Gestalt im Militär oder SBU?
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Klar ist ebenfalls, dass das ganze Pilatus-Getue in Washington ebenfalls keinerlei Glaubwürdigkeit besitzt. Wären terroristische Handlungen der ukrainischen Seite den Neocons in Washington nicht genehm, hätte es längst Konsequenzen gehabt; schließlich kontrollieren sie die Geldflüsse, dank denen überhaupt noch irgendetwas in der Ukraine funktioniert. Keiner der bisherigen Terrorakte – um nur die bedeutendsten zu benennen: die beiden Mordanschläge in Russland auf Daria Dugina und Wladlen Tatarski sowie der Angriff auf die Brücke von Kertsch – führte zu einer Verringerung der Unterstützung für die Ukraine oder einer nennenswerten Umbesetzung verantwortlicher Positionen. Wenn nicht einmal ein Bauernopfer erfolgt, muss man von voller Billigung ausgehen. Und es wäre auch erstaunlich, wenn die US-Neocons, die die Welt mit Schönheiten wie dem IS beglückten, ausgerechnet jetzt Skrupel entwickeln sollten.
Die öffentlichen Reaktionen aus Russland waren dementsprechend erzürnt. Aber es mag gut sein, dass die Erwartungen hinsichtlich einer Reaktion enttäuscht werden. Nicht, weil sie nicht erfolgt, sondern weil beide Seiten ein Interesse daran haben, darüber zu schweigen.
Es gab im Verlauf der letzten fünfzehn Monate immer wieder einmal Meldungen, die nicht oder kaum über den Status eines Gerüchts hinauskamen. Die Erste davon war der Angriff auf das Söldnerzentrum in der Westukraine. Die Tatsache, dass an dem angegriffenen Ort Söldner untergebracht waren, wurde zwar recht schnell bekannt, weil sich einige von ihnen in sozialen Netzwerken meldeten, aber das wahre Ausmaß war erst nach einigen Wochen klar.
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Später, während der Kämpfe um Mariupol, tauchte dann das Gerücht auf, eine unterirdische Zentrale mit NATO-Offizieren sei zerstört worden. Bestätigung? Keine. Weder von westlicher noch von russischer Seite. Das heißt allerdings nicht, dass diese Information notwendigerweise falsch war. Denn welche Konsequenzen hätte es, würde die NATO eingestehen, Offiziere verloren zu haben? Sie würde ihre unmittelbare Anwesenheit und damit ihre Beteiligung eingestehen. Die ist zwar längst eine anerkannte Tatsache, aber dennoch tun nach wie vor beide Seiten militärisch so, als sei dem nicht so. Es liegt weder im russischen noch im Interesse der NATO, das Gebiet der militärischen Handlungen auszuweiten.
Wir erinnern uns: Bereits im vergangenen Sommer erhielten die Ukrainer Listen mit Zielkoordinaten, deren Ursprung die NATO war. Seitdem sind Unmengen militärischen Geräts westlichen Ursprungs in die Ukraine geliefert worden, eine ganze Menge davon, beginnend mit den HIMARS-Raketenwerfern, so komplex, dass sie ohne zumindest teilweise mitgeliefertes Personal nutzlos wäre. Das letzte Exemplar dieser Art waren die aus Deutschland gelieferten Patriots. Wie auch immer diese Personen bezeichnet werden, die diese Geräte bedienen, sie sind in Wirklichkeit NATO-Personal.
Die USA haben inzwischen auch eingestanden, an den militärischen Planungen direkt beteiligt zu sein. Was gleichzeitig im Grunde gebietet, entsprechendes Personal vor Ort zu haben. Je tiefer in die Steuerung eingegriffen wird, desto unwahrscheinlicher wird es, dass dies aus der Ferne möglich ist. Selbst mit moderner digitaler Kommunikation gibt es nach wie vor Informationen, die am besten persönlich übermittelt werden, und schon allein die Tatsache, dass es für jede Form technischer Kommunikation Gegenmaßnahmen und Störmöglichkeiten gibt, gebietet, zumindest einen Teil in die Nähe der Gefechte zu verlagern.
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Dazu kommt, dass auch Offiziere nicht auf Bäumen wachsen und die ukrainischen Verluste mitnichten auf die Mannschaften beschränkt sind. Im Gegenteil, nachdem Kommandozentralen jeder Art immer wichtige Ziele sind, dürften hier proportional die Verluste eher höher liegen als bei der Infanterie. Die Versuchung, da auszuhelfen, um den Krieg am Laufen zu halten, ist extrem hoch; schließlich ist das weit unauffälliger, als mit Söldnern die Fronttruppen aufzustocken, und auch das geschieht längst im großen Maßstab.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich regelmäßig größere Zahlen an NATO-Offizieren in der Ukraine aufhalten und dort in die Abläufe integriert sind, ist also extrem hoch. Das ändert aber nichts an der gegebenen Interessenlage beiderseits, diese Tatsache zumindest der Öffentlichkeit gegenüber zu ignorieren. Es sorgt aber gleichzeitig dafür, dass die Punkte, an denen sich eben diese Leute ballen, zugleich die erstrebenswertesten Ziele sind.
Nicht nur, weil Kommandostellen grundsätzlich ein interessantes Ziel sind, weil sie die Möglichkeiten bieten, die Handlungsfähigkeit des Gegners zu beeinträchtigen. Sondern auch, weil sie die einzige Möglichkeit darstellen, auf diese verborgene Beteiligung zu reagieren, und einen kleinen Ausgleich dafür bieten, dass auch die Tätigkeit etwa der NATO-Satellitenaufklärung hingenommen werden muss, solange die Beteiligung inoffiziell ist. Für eine Reaktion auf so etwas wie den Drohnenangriff auf den Kreml ist das geradezu das ideale Ziel.
Vor einigen Wochen gab es erneut ein entsprechendes Gerücht, bei einem Raketenangriff sei eine NATO-Kommandozentrale zerstört worden. Es gab eine längere, mehrteilige Debatte auf The Duran darüber, und zuletzt eine Art halbe Bestätigung, nicht aus dem russischen Verteidigungsministerium, aber doch solide genug, dass die beiden, Mercouris und Christoforou, letztlich davon ausgingen, dass diese Information zutraf.
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Allerdings wird dieser unklare Zustand, in dem man auf Vermutungen angewiesen ist, weiter anhalten und sich nur dann auflösen, wenn entweder der Krieg beendet ist oder ein NATO-Land offiziell eingreift. Bis dahin bleibt es dabei, dass ein erfolgreicher Angriff auf die politisch wie militärisch interessantesten Ziele allerhöchstens als unbestätigtes Gerücht die Runde macht. Sollte man in den nächsten Tagen und Wochen den Eindruck bekommen, es gebe keine russische Antwort auf diesen Angriff, dann sollte man auf solche Gerüchte achten und sie nicht vorschnell verwerfen. Schließlich ist es weitaus interessanter, die Puppenspieler zu treffen, als die Puppe.
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