Quelle: Legion-media.ru © Kristian Tuxen Ladegaard Berg Ließe sich die SNB von ideologischen Erwägungen leiten, wäre sie keine Nationalbank mehr, sondern eine politische Stiftung.
Von Hans-Ueli Läppli
Die Empörung in linken Kreisen ist groß. Es ist Januar, das Nachrichtenloch tief, und während sich kaum jemand für die Nachfolge von Viola Amherd interessiert, entdecken linke Medien plötzlich ein neues Skandalthema: den Zwischenbericht der SNB über ihre Aktienbeteiligungen.
Doch nein, es geht nicht darum, dass die SNB Milliarden im jüngsten Nvidia-Crash verloren hat. Auch nicht darum, dass sie Anteile an grössten US-Waffen- und -Rüstungsunternehmen oder Cannabis-Herstellern hält.
“Kei Ahnig vo Botanik” – Schweizer Wirtschaftsjournalisten blamieren sich: keinen Schimmer vom SNB-Aktienportfolio. Printscreen 20min
Nein – der Aufschrei gilt einer vergleichsweise kleinen Investition: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat Aktien der Trump Media & Technology Group im Wert von 1,78 Millionen Dollar erworben.
Linke Medien und Aktivisten laufen Sturm und warnen gar vor nationalen Sicherheitsrisiken und Interessenkonflikten. Doch diese Empörung zeigt vor allem eines: Viele Kritiker haben nicht verstanden, wie die SNB am Markt operiert.
Eine rationale Investmentstrategie
Die SNB verfolgt keine politische Agenda. Sie agiert nach klaren Prinzipien: Diversifikation und Investition in liquide, gut kapitalisierte Aktien, die in relevanten Indizes vertreten sind. Wenn Trump Media in einem dieser Indizes auftaucht, wird es gekauft – genauso wie Anteile von Apple, Microsoft, Waffenherstellern oder Cannabis-Unternehmen.
Panikmache des Tagesanzeiger: Offenbar fehlt es am grundlegenden Verständnis der Funktionsweise der Schweizerischen Nationalbank. Printscreen TagesAnzeiger
Dass die SNB auch in kontroverse Branchen investiert, ist keine Neuigkeit. Bereits 2018 wurde bekannt, dass sie Anteile an Canopy Growth hielt, einem führenden Unternehmen der Cannabis-Industrie. Auch Rüstungsfirmen oder Technologiekonzerne mit fragwürdigem Datenschutzverhalten fanden sich im Portfolio der Nationalbank.
Linke Medien auf den Barrikaden
Der Aufschrei über Trump-Aktien zeigt, wie sehr der Name Trump reflexhafte Empörung auslöst. Linke Medien warnen vor geopolitischen Konsequenzen und behaupten, ausländische Investoren könnten Donald Trump durch Aktienkäufe finanziell stärken. Doch diese Logik ließe sich auf jedes Unternehmen anwenden – von Tesla über Pfizer bis hin zu Alphabet.
Zudem ist die Investition der SNB in Trump Media absolut marginal. 1,78 Millionen Dollar machen im Kontext eines über 900 Milliarden Franken schweren SNB-Portfolios nicht einmal einen Rundungsfehler aus. Zum Vergleich: Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) hat lediglich 237.000 Dollar investiert. Dennoch wird der Fall aufgeblasen, als hätte die Schweiz offiziell Position für Trump bezogen.
Die Rolle der SNB verstehen
Die SNB hat kein Interesse an politischer Einflussnahme. Ihre zentralen Aufträge sind die Stabilisierung des Franken und die Sicherung wirtschaftlicher Stabilität. Das bedeutet, dass sie ein diversifiziertes Portfolio verwaltet. Es gibt klare Ausschlusskriterien: Unternehmen, die in geächtete Waffen oder gravierende Menschenrechtsverletzungen verwickelt sind, werden gemieden. Trump Media fällt nicht in diese Kategorie.
Wo waren die linken Medien, als es um Nancy Pelosis Aktienkäufe ging?
Nancy Pelosi, eine der prominentesten demokratischen Politikerinnen der USA, ist seit Jahren für ihre äußerst erfolgreichen Aktiengeschäfte bekannt. Zusammen mit ihrem Ehemann Paul Pelosi hat sie Millionen mit Investitionen in Technologieunternehmen wie Apple, Microsoft, Tesla und Nvidia verdient – oft zeitnah zu politischen Entscheidungen, die diese Branchen begünstigten. Doch während die linken Medien bei anderen Themen schnell Empörung schüren, bleibt es auffallend still, wenn es um Pelosis Börsenaktivitäten geht.
ChatGPT-Pendant aus China lässt Aktien von US-Tech-Unternehmen abstürzen
Die Frage drängt sich auf: Warum wird hier nicht mit der gleichen Vehemenz berichtet wie bei anderen vermeintlichen Skandalen? Pelosis Transaktionen werfen durchaus ethische und rechtliche Fragen auf. Der Verdacht, dass sie von Insiderwissen profitiert, liegt nahe – schließlich hat sie als Mitglied des Kongresses Zugang zu sensiblen politischen und wirtschaftlichen Informationen. Doch statt kritischer Berichterstattung herrscht oft Schweigen oder sogar Beschönigung.
Während die linken Medien bei Politikern wie Trump sofort Alarm schlagen und jede noch so kleine Investition als Skandal darstellen, wird Pelosis Aktienhandel oft als “privates Investment” abgetan. Dabei sind die Summen, um die es hier geht, alles andere als trivial. Allein im Jahr 2021 wurden die Pelosis für ihre Börsengewinne gelobt, während gleichzeitig Forderungen nach strengeren Regeln für den Aktienhandel von Kongressmitgliedern laut wurden – Forderungen, die von vielen linken Medien jedoch nur halbherzig unterstützt wurden.
Die Doppelmoral ist offensichtlich: Während man bei politischen Gegnern jede Gelegenheit nutzt, um Empörung zu schüren, werden die eigenen Reihen geschont. Pelosis Aktiengeschäfte sind ein Paradebeispiel dafür, wie politische Einflussnahme und persönliche Bereicherung Hand in Hand gehen können. Doch solange die linken Medien hier wegschauen, wird sich daran auch nichts ändern.
Ließe sich die SNB von ideologischen Erwägungen leiten, wäre sie keine Nationalbank mehr, sondern eine politische Stiftung. Doch ihr Auftrag ist es nicht, moralische Urteile zu fällen – sondern mit kühlem Kopf wirtschaftlich zu agieren. Eine Tugend, die man sich auch von manchen Kritikern wünschen würde.
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