Das ist die dritte Zinssenkung der EZB im Laufe dieses Jahres. Bereits im Juni und im September waren die Zinsen gesenkt worden. Allerdings betrug die Senkung nur 25 Basispunkte.
Die EZB hatte mit ihren Zinserhöhungen in den vergangenen Jahren vor allem auf die Inflation reagiert, die in der Eurozone dank explodierender Energiepreise Höhen erreichte, die seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen wurden. Inzwischen ist die Inflation wieder innerhalb des Zielkorridors; allerdings befinden sich auch mehrere Staaten der Eurozone, wie Deutschland, in einer ausgeprägten Rezession.
Der Leitzins beeinflusst, wie schwer oder leicht Firmen Kredite erhalten können. Die Erhöhung der Zinsen in den letzten Jahren trug mit dazu bei, dass eine Reihe von Immobilienfirmen Pleite gingen. Nach der Finanzmarktkrise 2008 lag das Zinsniveau über viele Jahre hinweg nahe Null. Wenn ein vergleichsweise hoher Zinssatz auf eine Rezession trifft, erhöht das die Zahl der Insolvenzen, weil oft die höheren Kreditkosten bei Refinanzierungen nicht mehr getragen werden können.
Zinserhöhungen werden von den Geschäftsbanken regelmäßig an die Kunden weitergegeben; bei Zinssenkungen ist das nicht immer der Fall. Die EZB, die dem Konstrukt der unabhängigen Zentralbank folgt (also einer Zentralbank, die keine politischen Vorgaben aus Regierungen umsetzen muss), reagiert seit ihrer Gründung vor allem geldpolitisch orientiert. Das heißt, das Hauptkriterium ihrer Entscheidungen ist die Inflation, die sich um die 2 Prozent pro Jahr bewegen soll. Volkswirtschaftliche Erwägungen, wie Nachfrage oder Arbeitsplätze, spielen dabei keine Rolle.
Die Inflation in der Eurozone ist zwar von ihrem Höchststand von 10,6 Prozent im Oktober 2022 inzwischen laut Eurostat im August auf 2,2 Prozent und nach Schätzungen für September sogar auf 1,8 Prozent gefallen. Allerdings besteht derzeit, unter anderem durch den Konflikt zwischen Israel und dem Iran, ein sehr hohes Risiko eines erneuten Inflationsschubs.