Lawrow kritisiert französisches Wahlverfahren und “Manipulation” der Wähler
Für die Vorwürfe, “prorussisch” oder “antisemitisch” zu sein, braucht es in Deutschland bekanntlich auch nicht viel. Das Eintreten für Friedensverhandlungen mit Russland oder die Verurteilung des barbarischen Vorgehens Israels im Gazastreifen reichen aus, um schnell in einer dieser Schubladen zu landen.
Über vermeintlich “linken Antisemitismus” schwadronierten dieser Tage besonders viele deutsche Medien, das ZDF genauso wie der MDR , die Frankfurter Rundschau ebenso wie auch der Deutschlandfunk .
Das beruht auf dem absurden Zirkelschluss, wonach jegliche Kapitalismuskritik bereits antisemitisch sei. Tatsächlich steckt dahinter die eigene antisemitische Projektion, nämlich die unterstellte Annahme, dass Kapitalisten gleich Juden seien. Dies fußt direkt auf den Doktrinen der deutschen Nazis, die jüdische Unternehmer enteigneten und deren Betriebe deutschen Kapitalisten übergaben. Wer mit diesem Vorwurf hausieren geht, hat es vermutlich selber nötig, sich vom Antisemitismus reinzuwaschen.
“Absurde Vorwürfe”
Als “absurd” bezeichnete auch der bekannte französische Jurist Jean-Pierre Mignard die Antisemitismus-Keule gegen Mélenchon. Dieser verteidige lediglich die Rechte der Palästinenser und vertrete damit eine antizionistische Position, sagte er der Berliner Zeitung .
Viele Juden seien Antizionisten, mit Antisemitismus habe das nichts zu tun, betonte Mignard. Die Vorwürfe gegen den Mélenchon seien “eine politische Instrumentalisierung von Leuten, die heute Le Pen an der Macht sehen wollen”. Ihre Partei, die sich israelfreundlich gibt, sei hingegen lediglich umgeschwenkt auf eine andere Form von Rassismus: zum “Hass auf Araber”, warnt der Jurist.
NATO-Diktat über allem
Insgesamt zeigt sich das Erwartbare: Viele, die soeben noch ganz laut vor einem “Rechtsrutsch” Frankreichs warnten, hätten wohl deutlich bereitwilliger mit Le Pens Partei vorliebgenommen als mit einer Führung, die mehr Sozialstaat und weniger Kriegsrüstung fordert – unabhängig davon, was tatsächlich durchsetzbar wäre. Denn rechts und rechts gesellt sich gerne, trotz der einen oder anderen Differenz. Man sieht es im EU-Parlament.
Gleichwohl dürfte sich all die Schaumschlägerei sehr bald als überflüssig erweisen. Zu festgefahren und zu mächtig ist das imperialistische NATO-Diktat, als dass die Politik eines mittelgroßen europäischen Staats wie Frankreich viel daran ändern könnte, selbst dann, wenn sie das wirklich wollte. Die Mehrheit in der siegreichen NFP aber hegt diesen Wunsch nicht einmal. Da bleibt letztendlich nur die Straße übrig.
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