EU-Außenbeauftragter Borrell: “Israel setzt Hunger als Kriegswaffe ein”
Derzeit ist noch nicht einmal klar, ob die “frostige Atmosphäre”, die nach Presseberichten bei Baerbocks Gespräch mit dem israelischen Außenminister Katz geherrscht haben soll, Drama oder Wirklichkeit war; ob nicht das israelische Militär selbst eine Feuerpause begrüßt, weil sie eine Auffrischung der Truppen ermöglicht (die verabschiedete Resolution fordert eine Feuerpause während des Ramadan, der bereits am 10. April wieder endet), und der gezeigte Widerwille nur dazu dienen soll, diesen taktischen Nutzen zu verschleiern; und ob eine Änderung des deutschen Kurses letztlich durchsetzbar ist.
Schließlich wurde selbst aus kurzen Stellungnahmen auf der Berlinale ein Skandal gekocht, der bis zur Forderung ging, dem Festival die Bundesmittel zu streichen, während auf der anderen Seite ein internationaler Boykott Deutschlands durch Künstler und Akademiker wegen der Haltung zu Gaza immer weitere Kreise zieht. Womöglich haben mittlerweile doch selbst Teile des Auswärtigen Amts angesichts der Klage in Den Haag gegen Deutschland Sorgen um ihre berufliche Zukunft.
Baerbock gibt sich jedenfalls Mühe, so der Eindruck, den der Welt -Bericht hinterlässt, und gönnt den Palästinensern jetzt jenes ostentative Mitgefühl, das sie ansonsten für die geopolitisch nützlichen Teile der Menschheit reserviert. Das ist allerdings noch nicht das entscheidende Signal dafür, dass wirklich etwas passiert sein könnte. Das ist ein Tweet aus dem Auswärtigen Amt, der nicht von Baerbock stammt:
Wobei die Antworten schon auf diesen Tweet zeigen, dass, sollte wirklich eine Kehrtwende beabsichtigt sein, das nicht so einfach sein wird. Denn wenn erst einmal jedes Vertrauen verspielt ist …
Wo wir schon auf X sind, dort findet sich auch die Meldung, dass die Berliner Sparkasse der Organisation Jüdische Stimme für gerechten Frieden genau an dem Tag, an dem Baerbock sich mühte, ein wenig von der israelischen Politik abzurücken, das Konto gesperrt hat.
Nach fünf Monaten Krieg in Gaza ist es nun einmal nur begrenzt glaubwürdig, wenn man plötzlich entdeckt, wie inhuman er ist. Auch wenn die Bundesregierung inzwischen ihre Zahlungen an das UNRWA wieder aufgenommen hat (es wäre schließlich ausgesprochen schwierig, bessere humanitäre Unterstützung für Gaza zu fordern, wenn man sie selbst wegen unbewiesener israelischer Vorwürfe verweigert), sollte das Auswärtige Amt beweisen wollen, dass, aus welchem Grund auch immer, und sei es durch äußeren Druck, ein Sinneswandel stattgefunden hat, bräuchte es dazu mehr als ein Schaulaufen von Annalena Baerbock am Grenzübergang in Kerem Schalom, auf israelischer Seite. Eine völlige Einstellung der Waffenlieferungen wäre unverzichtbar.
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Und selbst dann könnte sogar das Auswärtige Amt feststellen, dass es die Geister, die es rief, nicht mehr loswird. Denn wenn mit derartiger Kompromisslosigkeit auf die israelische Linie eingeschworen wurde, wie das in Deutschland der Fall war, kann auch die Einsicht, dass der Preis für diesen Kurs zu hoch ist, auf dem Weg zwischen dem Ministerium und beispielsweise der Berliner Sparkasse noch scheitern. Wie auch in anderen Fällen in den vergangenen Jahren war man viel zu schnell bereit, die Prinzipien der Humanität über Bord zu werfen. Die Schäden, die ein solcher Schritt hinterlässt, reparieren sich nicht durch ein paar Aussagen in der Presse oder einige Tweets.
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