Quelle: Sputnik © Boris Kudojarow / RIA Nowosti Der erste Blockadewinter war der schwierigste und tödlichste: Leningrad im April 1942
Das Stadtgericht im russischen Sankt Petersburg hat am Donnerstag einem Antrag der regionalen Staatsanwaltschaft stattgegeben und die Handlungen Deutschlands und seines Verbündeten Finnland im 2. Weltkrieg bei der Umzingelung und der Blockade der Stadt als Völkermord qualifiziert.
Der entsprechende Antrag wurde von der Staatsanwaltschaft St. Petersburg eingereicht und am 3. Oktober in einer Verhandlung geprüft. Bei der Anhörung wurden Sachverständige und Zeugen befragt und zahlreiche Dokumente geprüft.
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Die Blockade von Leningrad, die am 8. September des Jahres 1941 begann und erst am 27.01.1944 vollständig aufgehoben werden konnte, dauerte 872 Tage und war eines der eklatantesten Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg. Angaben zur Zahl der Todesopfer unter den eingeschlossenen Zivilisten schwanken zwischen 640 Tausend und 800 Tausend, einigen Schätzungen zufolge kann die Blockade auch mehr als einer Million Zivilisten das Leben gekostet haben. Die militärischen Verluste der Roten Armee bei allen Kämpfen rund um Leningrad belaufen sich ebenfalls auf mehr als eine Million Gefallener.
Fundstücke in deutschen Archiven belegen, dass die Aushungerung Leningrads durch Hitler und seine Generäle ausdrücklich geplant war. Hitler hat wiederholt davon gesprochen, dass die Stadt mitsamt der Bevölkerung vom Erdboden ausradiert werden müsse und verbat jede Rücksichtnahme auf die Zivilisten. Leningrad wurde mit Lebensmittelsperren überzogen, die wichtigsten Lagerhäuser mit Lebensmittelvorräten in den ersten Tagen der Blockade gezielt durch Angriffe mit Brandbomben zerstört. Insgesamt sind mehr als 150.000 Granaten abgefeuert und 107.000 Bomben auf die belagerte Stadt abgeworfen worden.
Straßenszene nach einem Bombardement am 1. Mai 1942 in Leningrad Boris Kudojarow / RIA Nowosti / Sputnik
Später haben deutsche Artilleristen wiederholt zugegeben, dass die Bombardierungen mit dem Ziel der Zerstörung Leningrads und der Vernichtung seiner Einwohner angeordnet und absichtlich zu Zeiten durchgeführt wurden, um möglichst viele Opfer unter der Stadtbevölkerung zu verursachen.
Angaben der Staatsanwaltschaft zufolge haben sich an der Belagerung Leningrads neben den deutschen Besatzungstruppen und der finnischen Armee, die die Stadt vom Nordwesten her blockierte, auch bewaffnete Einheiten aus Belgien, Italien, den Niederlanden, Norwegen und Spanien sowie einzelne Freiwillige aus Österreich, Lettland, Polen, Frankreich und Tschechien beteiligt.
Sankt Petersburg hieß von 1924 bis 1991 Leningrad.
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