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Geschichtsvergessene Grüne Jugend: Operation Barbarossa “Höhepunkt” russischer Eroberungspolitik

Geschichtsvergessene Grüne Jugend: Operation Barbarossa "Höhepunkt" russischer Eroberungspolitik

Quelle: www.globallookpress.com © Tim Carmele via www.imago-images.deGefangen im Netz der Unbildung, der Vorurteile und Stereotypen: “Grüne Jugend” in Karlsruhe, 3. Juni 2021 (Symbolbild)

Von Mirko Lehmann

Seit vor einem Jahr Russland seine militärische Sonderoperation in der Ukraine begonnen hat, überschlagen sich in den NATO-Ländern Politik und Medien mit Vorwürfen an die Adresse Russlands. Dabei werden oft längst überwunden geglaubte Klischees und Geschichtsbilder aufgewärmt – wobei historische Sachverhalte, Ereignisse und Prozesse häufig verfälscht, durcheinander gebracht, geradezu auf den Kopf gestellt werden. Zeitliche Reihenfolge und Begriffe geraten dabei oft durcheinander.

Eine missglückte Kampagne: Ansichten der Grünen Jugend München über “Russland” (Screenshot)https://twitter.com/gj_muenchen/status/1629422211202273284?s=46&t=PCWYmRwert2I4cQjdiqXLQ / RT

Am Samstag hat die Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen in München, die Grüne Jugend München, auf Instagram eine Kostprobe ihres vermeintlichen geschichtlichen Wissens gegeben. Die Nachwuchs-Grünen fühlten sich berufen, per Instagram ihre neuesten “Erkenntnisse” über die Geschichte Russlands in die weite Welt zu verbreiten. Unter einer Grafik mit der russischen Trikolore und dem propagandistischen Schriftzug “Russland ist ein Kolonialstaat” schrieben die jungen Grünen:

“Russland wollte ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die ‘Riege der europäischen Großmächte’ aufsteigen. Das große russische Reich konnte seine damalige Größe nur durch Siedlungseroberung erreichen, wobei die Expansion nicht nach Übersee sondern auf den Norden, asiatische Nachbarländer und die indigene Bevölkerung im Süden abzielte. Den damaligen Höhepunkt stellte 1941 die ‘Operation Barbarossa’ dar.”

Daraufhin gab es Nachfragen, und ein geistesgegenwärtiger Nutzer sicherte die bemerkenswerten Aussagen der jungen Grünen.

Diese twitterten daraufhin schmallippig:

“Bei dieser Recherche ist und ein Fehler unterlaufen. Das tut uns leid. Wir haben den Post gelöscht.”

Dass die Nachwuchsgrünen ihre Schwierigkeiten mit der Zählung der Jahrhunderte haben, verbindet sie mit der Bundesaußenministerin und ehemaligen Grünen-Parteivorsitzenden.

Allerdings zeugen die stümperhaften Bemerkungen zur Rolle Russlands im 19. Jahrhundert von keinen angeeigneten Kenntnissen, noch nicht einmal von abgeschriebenem Handbuchwissen. Die betreffenden zwei Sätze lesen sich wie ein schlecht vorbereiterter Spickzettel eines Schülers, der zum wiederholten Male durch die Prüfung zu rasseln droht.

Wie die Grüne Jugend München auf den Begriff “Operation Barbarossa” kommt, ist die nächste und möglicherweise interessantere Frage. Denn im Deutschen heißt der Angriffs-, Eroberungs- und Vernichtungskrieg Nazideutschlands auf die Sowjetunion “Unternehmen Barbarossa”. Hat man vielleicht zu viel ‘gegoogelt’ und maschinell aus dem Englischen übersetzt? Gab es eine englischsprachige Vorlage? Der “Kolonialstaat” erinnert an die sogenannten “Post-Colonial Studies”. Hier könnte man sich an einer – noch dazu sehr platten – Übertragung des dahinterstehenden Konzepts auf die russische Geschichte versucht haben.

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Das größte Rätsel gibt jedoch die Frage auf, wie man bei der grünen Nachwuchsgruppe in München darauf verfallen konnte, den deutschen Überfall auf die UdSSR Russland in die Schuhe zu schieben. Ist man bei der “Recherche” durcheinandergekommen, weil man zu viel geschichtsrevisionistische Machwerke konsumiert hat? Dem heutigen Zeitgeist entspricht allerdings diese beispiellose Geschichtsklitterung, bei der aber auch alles verdreht und verkehrt ist. Einzig erkennbar ist der sehnliche Wunsch, das Menschheitsverbrechen des deutschen Eroberungs- und Vernichtungskrieges nun Russland anzuhängen – wider alle historischen Tatbestände. Die Grüne Jugend demonstriert mit diesem Fauxpas geradezu ein Musterbeispiel historischer Schuldumkehr.

Quelle

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