Der höchste zivile Funktionär der NATO nahm beim Weltwirtschaftsforum in Davos an einer Podiumsdiskussion mit dem Titel “Dein Land first – gewinne mit uns!” teil und machte dort eine überraschende (na gut, nicht ganz so überraschende) finanzielle Entdeckung: Ihm dämmerte, dass die Fortsetzung des Ukraine-Konflikts für den Westen nicht nur aus politischer, sondern auch aus rein monetärer Sicht äußerst vorteilhaft ist. Mark Rutte beschämte jene “unverantwortlichen” NATO-Mitglieder, die ihre Verteidigungsausgaben nicht auf mindestens drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes erhöhen wollen, und versicherte ihnen, dass diese “Geizkragen” ein Vielfaches mehr zahlen müssten, wenn das Selenskij-Regime seine Ziele nicht erreiche. Wörtlich sagte Rutte:
“Wenn die Ukraine verliert, bedeutet das, dass wir innerhalb der NATO nicht mehr über etwa drei Prozent anstelle der derzeitigen Ausgabenverpflichtungen sprechen werden, die wir innerhalb der NATO eingegangen sind. Wie das genaue Ergebnis dieser Debatte auch ausfallen mag, es werden nicht zusätzliche Milliarden, sondern zusätzliche Billionen sein. Denn wenn die Ukraine verliert, wird die Wiederherstellung der Abschreckung für den Westen und die NATO einen wiederum viel, viel höheren Preis haben als das, was wir derzeit in Form von Ausgabensteigerungen, einer Steigerung unserer Ausgaben und unserer industriellen Produktion in Betracht ziehen.”
Wie man sieht, hat der NATO-Generalsekretär nicht einmal so sehr Probleme mit der Eloquenz, sondern, grundlegender, damit, seine Gedanken klar zu formulieren. Die Phrasen beginnen, enden aber nicht, sondern brechen irgendwo “mitten im Fluss” ab. Doch die allgemeine Logik ist klar: Die Ukraine muss weiterkämpfen, weil es den NATO-Ländern nützt.
Der offizielle “Verteidigungsminister” der Europäischen Union – Andrius Kubilius, EU-Kommissar für Verteidigung und Raumfahrt – drückte den gleichen Gedanken in eleganteren Worten aus. Die Rede des ehemaligen litauischen Premierministers auf der Jahreskonferenz der Europäischen Verteidigungsagentur lautete:
“Jeder Tag, den die Ukraine weiter kämpft, ein Tag ist, an dem die Europäische Union und die NATO stärker werden können.”
Und was passiert mit der Ukraine selbst, während sie der Europäischen Union und der NATO die Möglichkeit gibt, “stärker zu werden”? Nichts Gutes. Sogar Wladimir Selenskij, der als amtierender Oberpriester des Kults der Zeugen des Nordatlantik in der Ukraine bezeichnet werden kann, räumte dies auf ebenjenem Wirtschaftsforum in Davos ein:
“Ich denke, dass einige Staaten anfangs eine nicht sehr transparente Politik verfolgten. Sie haben uns in der NATO nicht unterstützt. Und das waren bloß falsche Behauptungen, dass die Ukraine wirklich in der NATO sein werde. Es war unfair gegenüber der Ukraine und den Ukrainern. Und es war auch unehrlich von unserer Führungsriege.”