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Jemen schafft Fakten in internationaler Schifffahrt – EU zahlt Preis für US-Vasallentum

Jemen schafft Fakten in internationaler Schifffahrt – EU zahlt Preis für US-Vasallentum

Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Jürgen SchwenkenbecherSymbolbild; Suezkanal

Von Finian Cunningham

Die zunehmenden Reaktionen großer europäischer Staaten gegen Israels Vorgehen in Gaza sind immer noch erbärmlich unzureichend und bleiben weit hinter einer lautstarken Forderung an Israel zurück, das zügellose Massaker an den Palästinensern zu stoppen, bei dem in knapp 75 Tagen unerbittlicher Bombardierungen 20.000 von ihnen getötet wurden.

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Doch nun fordern Großbritannien, Frankreich und Deutschland einen Waffenstillstand. Naja, ungefähr so etwas wie einen Waffenstillstand. Der britische Außenminister und seine deutsche Amtskollegin, David Cameron und Annalena Baerbock, veröffentlichten einen gemeinsamen Meinungsartikel in der britischen Zeitung Sunday Times, in dem sie argumentierten, es müsse einen “nachhaltigen Waffenstillstand” geben – aber seltsamerweise fügten sie hinzu: Nicht jetzt.

Frankreichs Außenministerin Catherine Colonna war etwas unverblümter. Bei einem Besuch in Tel Aviv brachte sie die Überzeugung auf, einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern. Die etwas solidere französische Position war wohl forciert worden, aufgrund des Mordes an einem konsularischen Mitarbeiter in Gaza durch israelische Kräfte einige Tage davor. Trotz der Empörung über diese Ermordung waren die Worte der französischen Ministerin dennoch sanft formuliert und mit einer Anspielung auf Israels sogenanntes Recht auf Selbstverteidigung unterlegt. Wäre der ermordete Diplomat ein französischer Staatsbürger und kein für Frankreich arbeitender Palästinenser gewesen, hätte Paris möglicherweise energischer reagiert.

So erbärmlich die europäischen Reaktionen auf die Vorkommnisse in Gaza sind, die von Israel die Einhaltung des Völkerrechts und die Beendigung des Massakers an Zivilisten fordern, ist die von der Position der USA abweichende Haltung europäischer Staaten dennoch bemerkenswert. Washington spürt ebenfalls den Druck, der von der internationalen Empörung über den Völkermord ausgeht und richtet geschmacklose Appelle zur “Zurückhaltung” in Richtung Israel. Die Regierung von US-Präsident Joe Biden weist jedoch weiterhin alle Forderungen nach einem Waffenstillstand zurück und rüstet Israels Tötungsmaschinerie vorbehaltlos weiter auf.


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Was ist los mit den europäischen Überlegungen? Denn erst vergangene Woche verkündete die Europäische Union, dass man einem Waffenstillstand nicht zustimmen werde. Großbritannien und Deutschland enthielten sich bei einer Abstimmung in der Generalversammlung der Vereinten Nationen ihrer Stimme zu einer Resolution, in der ein Waffenstillstand gefordert wurde. Die USA stimmten unisono mit Israel mit “Nein”, während 153 Nationen mit “Ja” stimmten. Der plötzliche Kurswechsel der Europäer ist höchstwahrscheinlich auf ihre Besorgnis über wirtschaftliche Probleme zurückzuführen.

Die Bedrohung der Schifffahrtsroute am Roten Meer durch den Jemen, der aus Solidarität mit den Palästinensern handelt, führt zu erheblichen wirtschaftlichen Kosten für den globalen Handel. Sanaa warnt, dass alle Schiffe, die in israelischem Besitz oder in Fahrtrichtung eines israelischen Hafens identifiziert werden, an der Durchfahrt durch die Meerenge von Bab al-Mandab gehindert werden. Dieses Risiko schreckt jedes Frachtunternehmen ab.

Der Jemen grenzt an die Meerenge von Bab al-Mandab, den 32 Kilometer breiten Kanal am südlichen Ende des Roten Meeres, der praktisch Europa mit Asien verbindet. Alle Schiffe, die von Asien nach Europa fahren, nutzen diese Route auf ihrem Weg zum Sueskanal, der unter der Kontrolle Ägyptens steht, um von dort weiter ins Mittelmeer und zu den Häfen des europäischen Festlandes zu gelangen. Bab al-Mandab bedeutet “Tor der Tränen”, trägt somit einen treffenden Namen und bildet einen klassischen Flaschenhals. Durch dieses Tor navigieren schätzungsweise zwölf Prozent des weltweiten maritimen Frachtverkehrs. Und die Jemeniten haben dieses Tor geschlossen.

Als Folge jemenitischer Angriffe auf mehrere israelische Frachtschiffe, haben vier große globale Frachtunternehmen in der vergangenen Woche die Route ihrer Frachtschiffe über das Rote Meer aufgegeben. Alle vier Reedereien sind in der EU ansässig. Dazu gehören die in der Schweiz registrierte weltweit größte Reederei Mediterranean Shipping Company sowie Maersk aus Dänemark, Hapag-Lloyd aus Deutschland und die französische CMA CGM. Ein fünftes globales Schwergewicht, das seine Schiffe aus der Route über das Rote Meer herausnimmt, ist Evergreen mit Sitz in Taiwan. Auch der britische Öl- und Gaskonzern BP gab am Montag bekannt, dass er seinen Tankern befohlen habe, die Durchfahrt zu meiden. Alle Unternehmen begründeten ihre Entscheidung mit der Verschlechterung der Sicherheitslage.


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Da der Bab al-Mandab somit quasi gesperrt ist, müssen Frachtschiffe in Richtung Europa den afrikanischen Kontinent über das Kap der Guten Hoffnung umrunden. Diese alternative Route bedeutet einen zusätzlichen Frachtweg von 6.000 Kilometern, verglichen mit den bisherigen Schifffahrtsrouten. Dadurch entstehen deutlich höhere Transportkosten durch zusätzlichen Treibstoffverbrauch, durch zusätzliche Hafenstopps und durch aufwendigere Versorgungslogistik. Diese zusätzlichen Kosten werden dazu führen, dass die Inflation für die Endverbraucher in Europa weiter steigen wird und die ohnehin fragilen Volkswirtschaften der EU noch mehr unter Druck geraten.

Von der Blockade des Roten Meeres ist der asiatisch-europäische Handel am schwersten betroffen. China ist der größte Handelspartner der Europäischen Union. Auch die Vereinigten Staaten sind in Bezug auf ihre Importe massiv von China abhängig. Aber im Gegensatz zu den europäischen Volkswirtschaften beziehen die USA ihre Waren aus Asien über den Frachtverkehr durch den Pazifischen Ozean.

Die Jemeniten haben erklärt, dass sie ihre Aktionen zur Unterstützung der “palästinensischen Brüder” fortsetzen werden, bis das israelische Regime seinen Völkermord in Gaza stoppt. Der Jemen ist zwar das ärmste arabische Land, aber es hat eine Trumpfkarte: seine Geographie. Der Jemen blockiert den Flaschenhals am Roten Meer und droht dadurch, der israelischen und europäischen Volkswirtschaften schweren Schaden zuzufügen.

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Dies würde erklären, warum die großen europäischen Staaten plötzlich ihre Stimmen erheben und einen Waffenstillstand in Gaza fordern. Die Europäer mussten feststellen, dass infolge der Blockade des maritimen Frachtverkehrs am Roten Meer ihre Wirtschaft stark gefährdet ist. Großbritannien ist zwar nicht mehr Mitglied der EU, aber das Land ist immer noch stark vom asiatisch-europäischen Handel abhängig. Wieder einmal stellen die Europäer fest, dass sie einen hohen Preis dafür zahlen müssen, dass sie Vasallen der Vereinigten Staaten sind und keine unabhängige Außenpolitik betreiben können.

Der von den USA geführte Stellvertreterkrieg in der Ukraine gegen Russland war ein Schuss ins eigene Knie und hat Europa weit mehr Schaden zugefügt als den USA. Die Europäer sind Washingtons Aggression gegen Russland sklavisch und blind gefolgt, indem sie massive Wirtschaftssanktionen gegen Moskau verhängten und sich selbst von der lebenswichtigen Energiezufuhr abschnitten. Insbesondere die deutsche Wirtschaft wurde durch den Verlust des russischen Erdgases als Treibstoff für seine Industrien in Mitleidenschaft gezogen.

Ebenso folgten die Europäer demütig der US-Politik, indem sie Israel nachgaben und Tel Aviv einen politischen und diplomatischen Deckmantel für seinen Völkermord in Gaza anboten. Und wie beim Debakel im Fall der Ukraine und Russland drohen den Europäern nun schwerwiegendere wirtschaftliche Auswirkungen, da ihnen der Jemen steigende Transportkosten bescheren wird.

Wie der alte Kriegsverbrecher Henry Kissinger einst gesagt haben soll: “Ein Feind der Vereinigten Staaten zu sein ist gefährlich, aber ein Verbündeter zu sein, ist tödlich.”

Erstveröffentlichung in englischer Sprache bei Strategic Culture Foundation.

Finian Cunningham ist ein preisgekrönter Journalist. Mehr als 25 Jahre arbeitete er als Redakteur und Autor unter anderem für Zeitungen wie Mirror, Independent, Irish Times und Irish Independent.

Quelle

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