Quelle: Legion-media.ru © 20min Tamara Funiciello (linke SP) – selbst lesbisch – verteidigt ihre Aussage mit dem Argument, dass sie als Lesbe ja offenbar das Recht habe, Lesbenwitze und Klischees zu äußern. Doch nur weil jemand selbst betroffen ist, rechtfertigt das noch lange nicht, diskriminierende Stereotype zu verbreiten.
Von Hans-Ueli Läppli
Es ist ein faszinierendes Schauspiel, das sich in den letzten Tagen um die SP-Nationalrätinnen Tamara Funiciello und Anna Rosenwasser abspielt.
In einem Land, das sich gerne als fortschrittlich und gleichberechtigt präsentiert, fühlen sich die beiden Damen dazu berufen, die Frauenfußball-EM mit einer ordentlichen Portion Klischees zu würzen.
Und was für Klischees!
Da wird die sexuelle Orientierung der Fußballerinnen fast schon zur Eintrittskarte für das Event erklärt.
Funiciello muss natürlich auch ihre ganz persönliche Anekdote parat haben:
“Ich mache einen Monat nichts anderes, als Lesben beim Fußballspielen zuzuschauen.”
Auch Rosenwasser kommt nicht ohne eine tiefschürfende Bemerkung aus:
“Denn dann meinen alle, ich interessiere mich für den Fußball. Dabei interessiere ich mich vor allem für Lesben, die Sport machen.”
Natürlich kann man solche Aussagen als amüsanten Witz abtun – doch wären die Rollen mit Männern oder SVP-Politikern getauscht, die Empörung wäre grenzenlos.
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Die scheinbar harmlosen Scherze über lesbische Fußballerinnen entlarven sich als das, was sie sind: ein weiterer Schlag in die Magengrube derjenigen, die tatsächlich für die Anerkennung von Frauen im Sport kämpfen.
Funiciello ist selbst lesbisch, also darf sie laut den linken Medien natürlich Lesbenwitze machen – schließlich ist das ja alles nur “locker” und “unverfänglich”.
Aber mal ehrlich: Sie ist eine SP-Nationalrätin und platziert solche Witze vor laufender Kamera. Nicht jede Fußballspielerin ist lesbisch, und es wäre auch ein bisschen viel verlangt, dass sie auf dem Spielfeld nur dafür da ist, von Funiciello mit Wasser im Mund angestarrt zu werden.
Was soll dieser Klamauk eigentlich? Und ganz unter uns – ich habe erhebliche Zweifel, dass Funiciello überhaupt ein echtes Interesse an Sport hat.
Darf ich das mal sagen?
Tamara Funiciello (SP): Ihre Aussagen über Lesben im Fussball sorgen für Diskussionen 20min / Legion-media.ru
Nun stellt sich die Frage: Was wäre, wenn dieselben Worte von einem Politiker der SVP gekommen wären? Die Medienlandschaft in der Schweiz würde vermutlich kollektiv den Atem anhalten, und die “woken” Kreise würden sich in Empörung überschlagen, als wäre der Weltuntergang bereits im Gange.
Doch wenn es sich um eine SP-Nationalrätin handelt, dann wird das Ganze als charmante, wenn auch etwas missverstandene Anekdote abgetan.
Doppelmoral? Natürlich.
Wer könnte da widersprechen? Die politische Korrektheit wird nach Belieben angepasst, je nachdem, welche Seite der politischen Landschaft gerade spricht.
Und wo, um Himmels willen, ist die LGBT-Community, wenn man sie wirklich braucht? Wo sind die lauten Stimmen, die sich für die Rechte von Frauen im Sport einsetzen? Wo sind die Menschen, die sich in diesem Land tagtäglich für mehr Inklusion und Respekt starkmachen?
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Es scheint, als sei der Aufschrei dann nicht mehr nötig, wenn die “richtige” politische Haltung hinter der Bemerkung steckt.
Es ist der altbekannte Trick: Wenn der eigene Stallgeruch stimmt, dann darf auch der größte Schund durch die Finger gleiten.
Am Ende bleibt nur eine ernüchternde Erkenntnis: In einer Welt, in der es uns so wichtig ist, Gendergerechtigkeit zu predigen und für die Rechte von Minderheiten einzutreten, scheint es nur dann zu zählen, wenn es politisch opportun ist. Wenn es der “richtigen” Seite dient.
Und so fristen wir weiter unser Dasein in dieser wohligen Doppelmoral, in der die Diskriminierung von Frauen, die Fußball spielen, von den “guten” Seiten als akzeptable Form von Humor verkauft wird.
Diesen Sommer darf die Schweiz die Frauenfußball-EM ausrichten – den größten Frauensport-Event Europas, bei dem Frauen nicht als Sexobjekte betrachtet werden, weder von Lesben noch von Männern, und bei dem nicht jede Frau automatisch lesbisch sein muss. Es geht schlichtweg um den Sport, und das sollte im 21. Jahrhundert in Zürich – und überall anders – selbstverständlich sein.
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