Quelle: AFP © Kayhan Özer/Pressestelle des türkischen PräsidentenSymbolbild: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am 24. März 2017 während des Fußball-Qualifikationsspiels zwischen der Türkei und Finnland für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Antalya, Türkei.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan ändert seine Reisepläne für den kommenden Samstag und kommt nach Berlin, um sich das Viertelfinalspiel der Türkei gegen die Niederlande bei der Europameisterschaft anzuschauen. Geplant war ursprünglich eine Auslandsreise nach Aserbaidschan, wie türkische Medien am Donnerstag berichteten.
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In türkischen Medien hieß es weiter, der Grund für die Reise nach Berlin seien die Verstimmungen zwischen Deutschland und der Türkei nachdem der türkische Verteidiger Merih Demiral nach einem von ihm erzählten Treffer bei seinem Torjubel den sogenannten “Wolfsgruss” gezeigt hatte.
Demiral hatte bei dem 2:1 Erfolg der Türken gegen die Österreicher im EM-Achtelfinale beide Tore erzielt. Der Jubel mit dem “Wolfsgruss” löste einen Streit zwischen Berlin und Ankara aus.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte nach der Geste des türkischen Spielers auf X geschrieben:
“Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel. Wir erwarten, dass die UEFA den Fall untersucht und Sanktionen prüft.”
Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel. Wir erwarten, dass die UEFA den Fall untersucht und Sanktionen prüft.https://t.co/65yoSUAAQJ
— Nancy Faeser (@NancyFaeser) July 3, 2024
Tatsächlich ist der “Wolfsgruss” ein Erkennungszeichen der sogenannten “Ülkücü-Bewegung”, deren Anhänger auch als “Graue Wölfe” bezeichnet werden. Der ultranationalistischen Bewegung wird er eine rechtsextremistische Haltung attestiert.
Als Reaktion auf den Tweet von Faeser bestellte das türkische Außenministerium den deutschen Botschafter in Ankara ein.
Das türkische Außenministerium teilte zudem am Mittwoch mit:
“Die Reaktionen der deutschen Behörden auf Herrn Demiral sind selbst fremdenfeindlich.”
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Weiter verwies das türkische Außenministerium auf die Einschätzung des deutschen Verfassungsschutzes, wonach “nicht jeder Mensch, der den Wolfsgruss zeigt, als rechtsextrem bezeichnet” werden könne.
Das Zeichen sei ein “historisches und kulturelles Symbol”, das sich gegen “niemanden richte, so das türkische Außenministerium weiter.
Der Wolfsgruss ist in Deutschland, im Gegensatz zu Frankreich und Österreich, nicht verboten. Neben seiner klaren Zuordnung zu den Grauen Wölfen gilt der Gruss mittlerweile auch als allgemeines patriotisches Symbol, wie Experten gegenüber der FAZ erklärten.
Auch Deutschland reagiert und bestellte am Donnerstag seinerseits den türkischen Botschafter in Berlin ein. Der türkische Botschafter in Berlin sei einbestellt worden, um den Vorfall zu thematisieren, wie eine Ministeriumssprecherin in Berlin mitteilte.
Nun folgt die nächste Eskalationsstufe mit dem angekündigten Besuch des türkischen Staatspräsidenten. Teil der Regierungskoalition Erdoğans ist auch die nationalistische Partei MHP, zu deren Jugendorganisationen auch Grauen Wölfe zählen.