Quelle: www.globallookpress.com © White House US-Präsident Joe Biden bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus am 12. November 2022 (Symbolbild)
US-Präsident Joe Biden feierte sich vor wenigen Tagen selbst dafür, dass die Inflation in den USA von Mitte 2022 von offiziell neun Prozent im Sommer auf nun knapp über sieben Prozent gefallen ist. Wie das Handelsblatt berichtet, verkündete er Ende Dezember freudestrahlend im Weißen Haus:
“Während die Inflation in vielen großen Wirtschaftsnationen zweistellig steigt, geht die Inflation in den USA nach unten.”
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Mit Blick auf die Eurozone, die Türkei oder viele südamerikanische Länder mag das im Moment stimmen, die wirtschaftlichen Prognosen für das laufende Jahr für die US-Wirtschaft sind jedoch sehr unterschiedlich. Dazu kommt: Das Vertrauen in die US-Regierung und die Zentralbank Fed ist auf einem historischen Tiefpunkt, nicht zuletzt, weil die aktuelle US-Finanzministerin Janet Yellen bereits 2021 gnadenlos falsch prognostiziert hatte: Die Inflation werde nur wenige Monate anhalten, hatte sie 2021 erklärt, als Energie- und Lebenshaltungskosten in den USA und Europa erst langsam, dann deutlich anstiegen. Ähnlich grandios danebengelegen hatte damals der regierungsfreundliche Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Marcel Fratzscher, er war für 2021 von einer Teuerung von drei Prozent und für 2022 von 2,5 Prozent aus ausgegangen – und lag grandios daneben.
Analyse
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Im Nachhinein räumte Yellen ein, dass sie die Folgen des Ukrainekriegs – von denen die USA durch die Zuwanderung europäischer Konzerne und teure Energielieferungen ins Ausland jedoch massiv profitieren – “nicht vollständig erkannt” habe. Vielmehr ist das massive Gelddrucken der Fed für die aktuelle Wirtschaftssituation verantwortlich, das wird von Yellen und Präsident Biden aber nicht angesprochen. So oder so: Aktuelle Prognosen versehen sie mit “einem Vorbehalt”, Yellen gehe bis Ende des neuen Jahres dennoch von einer weiter sinkenden Inflation aus und betonte:
“Ich bin sehr zuversichtlich, dass der Arbeitsmarkt stark bleibt und sich die Menschen mit ihrer persönlichen wirtschaftlichen Situation wohlfühlen können.”
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Andere Experten gehen da nicht mit: “Die Inflation bleibt das Monster im Raum”, meint die Chefinvestmentstrategin Liz Young vom Fintech Sofi über die aktuelle Situation. Da die Fed die Bekämpfung der Inflation weiter als oberstes Gebot sieht, fürchtet Young, dass es nun doch zu einer Rezession kommt, die Arbeitsplätze und Unternehmensgewinne kosten könnte. Sie ergänzte:
“Ob es eine milde, eine mittlere oder eine schwere Rezession wird, ist immer noch nicht absehbar.”
Ähnlich sehen das die Finanzwissenschaftler von S&P Global aus New York: Zahlreiche Konzerne hätten zuletzt stärker als gedacht unter den hohen Preisen und den höheren Zinsen gelitten, heißt es darin. Dass die Inflation wegen der Zinserhöhungen zurückgegangen ist, schlage sich inzwischen auch in dem zurückgehenden Geschäft für die Unternehmen nieder, nicht zuletzt, weil die Verbraucher jetzt keine billigen Kredite mehr bekommen. Die Preise für Immobilien fallen dagegen seit geraumer Zeit deutlich. All das verstärkt die Rezessionsängste in den USA. Die Investorenlegende Michael Burry bestätigt das, er twitterte unter seinem Pseudonym “Cassandra BC”:
“Die Inflation hat ihren Höhepunkt erreicht. Aber es ist nicht der letzte Höhepunkt in diesem Zyklus. Wir werden wahrscheinlich einen niedrigeren Verbraucherpreisindex (CPI) sehen, der möglicherweise im zweiten Halbjahr 2023 negativ sein wird, und eine Rezession in den USA, nach jeder Definition.”
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