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War die Bemerkung des indischen Premierministers ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Russland?

War die Bemerkung des indischen Premierministers ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Russland?

Quelle: Gettyimages.ru © Clemens Bilan / Getty ImagesDer indische Premierminister Narendra Modi

Von Joydeep Sen Gupta

Indien gehörte zu den 32 Nationen, die sich am vergangenen Donnerstag, bei der Abstimmung der Generalversammlung der Vereinten Nationen über eine Resolution über einen “umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden in der Ukraine, im Einklang mit den Grundsätzen der UN-Charta”, der Stimme enthielten. Aber die Position von Neu-Delhi zur russischen Militäroffensive in der Ukraine, einem Konflikt, der gerade seinen ersten Jahrestag erlebte, ist auf globaler Ebene zweideutig.

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Einerseits scheint es, dass Indien zugunsten Moskaus abwägen will, andererseits scheint Neu-Delhi sich in Richtung der USA und des Globalen Nordens sowie der sich entwickelnden Volkswirtschaften zu wenden. Während die Haltung Indiens an der letzten Generalversammlung als prorussischer Schachzug angesehen werden kann, so entlarven die Worte von Indiens Premierminister Narendra Modi, in einem Video zur Ankündigung der achten Ausgabe des Raisina-Dialogs, eine doppelzüngige indische Außenpolitik.

Der Raisina-Dialog, der dem Shangri-La-Dialog nachempfunden ist und im Jahr 2016 von der Regierung Modi ins Leben gerufen wurde, ist Indiens wichtigste Konferenz zu Geopolitik und Geoökonomie. Die Konferenz wird von der Observer Research Foundation veranstaltet, einer unabhängigen Denkfabrik im Besitz des indischen Milliardärs Mukesh Dhirubhai Ambani, in Zusammenarbeit mit dem indischen Außenministerium, und findet jeweils vom 2. bis 4. März statt. Premierminister Modi wird die kommende Konferenz eröffnen, deren Hauptgast Europas Aushängeschild der Rechten und derzeitige italienische Premierministerin Giorgia Meloni sein wird.

Wie genau lautete das Zitat von Modi?

Im Video zur Ankündigung des kommenden Raisina-Dialogs zielte Modi darauf ab, sich selbst als Pazifisten und Kreuzritter gegen den Krieg zu präsentieren. Im hundertzehn Sekunden dauernden Kurzfilm wurde versucht, auf subtile Weise ein Zitat auf Hindi – “aaj ka yug yudh ka nahin” – einfließen zu lassen, was frei übersetzt “die heutige Zeit ist keine Zeit des Krieges” bedeutet. Modi hatte diese Worte bereits während des 22. Jahresgipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit im vergangenen September in Samarkand, Usbekistan, geäußert, wo auch der russische Präsident Wladimir Putin anwesend war.

Der Zeitpunkt der Bemerkung


Analyse

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Offenbar wird bewusst versucht, diese Worte vor dem Außenministertreffen der G20 in Neu-Delhi zum Einsatz zu bringen. Diese Bemerkung wird sicherlich die Aufmerksamkeit des US-Außenministers Antony Blinken auf sich ziehen, der bereits am 1. März in Neu-Delhi eintreffen soll. Indem man die Worte von Modi vom vergangenen September neu auflegt, scheint Neu-Delhi eine Botschaft an Präsident Putin und an Moskau zu senden, die militärische Sonderoperation in der Ukraine zu beenden. Sie zielen auch darauf ab, die Aufmerksamkeit des russischen Außenministers Sergej Lawrow zu erregen, der am Treffen der G20 und am Raisina-Dialog teilnehmen wird und als Bote betrachtet wird, der die Botschaft an Präsident Putin überbringen soll.

Indien, das versucht, seine Position als selbst ernannte führende Stimme des Globalen Südens und der Schwellenländer zu behaupten, hält es für einen günstigen Moment, eine nuancierte Erklärung abzugeben. Die Spannungen zwischen den USA und Russland müssen enden, weil sie der Weltwirtschaft und – was noch wichtiger ist – den Entwicklungs- und Schwellenländern schaden. Viele dieser armen Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika, konnten im Gegensatz zu Indien kein harmonisches Gleichgewicht zwischen Washington und Moskau finden und werden in diesem Stellvertreterkrieg aufgerieben.

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Die Worte Modis versuchen deutlich zu machen, dass Indien trotz des Drucks der USA weiterhin russisches Rohöl zu einem ermäßigten Preis kaufen wird, und Neu-Delhi dennoch weiterhin zu seinen demokratischen Überzeugungen steht. Indien versucht auf Nummer sicher zu gehen, indem es sich mit westlichen Demokratien sehen lässt und deren Offizielle noch vor dem Treffen der G20-Außenminister empfängt, darunter mehrere einflussreiche amerikanische Politiker. Der stellvertretende US-Energieminister Geoffrey Pyatt war vergangenes Wochenende in der indischen Hauptstadt. Am 20. Februar traf Modi eine Gruppe von US-Senatoren unter der Führung des Demokraten Chuck Schumer und diskutierte zudem mit US-Präsident Joe Biden über eine “gemeinsame Vision”, die bilateralen Beziehungen zu verbessern.

Indien zuerst

Bekräftigen die Worte von Modi das Argument, dass Neu-Delhi mit gespaltener Zunge spricht? Die Gurus der indischen Außenpolitik sind mit dieser Auslegung nicht einverstanden. Sie behaupten, dass dies ein Zeichen der sich ändernden Zeiten sei, in denen eine Außenpolitik des “India First” – des Indien zuerst – das Gebot der Stunde sei. Neu-Delhi entscheide natürlich für sich selbst und seine unabhängige Außenpolitik könne keinem Zwang unterworfen werden. Indien, in dem ein Fünftel der Weltbevölkerung lebt, verdiene das Recht, in einer multipolaren Welt eine eigene Position einzunehmen und zu vertreten sowie die eigenen Interessen abzuwägen.

Aus dem Englischen 

Joydeep Sen Gupta ist Asien-Redakteur bei RT International.

Quelle

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