Chinesischer Staatskonzern kauft Anteile von Hamburger Hafen
Diese Passage wurde von Bundeskanzler Scholz bei seiner Rückkehr aus China nach Kräften benutzt, um im deutschen Volk die Angst vor einem russischen Atomwaffeneinsatz zu schüren und zu suggerieren, dass er und Xi bei der Verurteilung von “Russlands Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg” einer Meinung sind. Das ist schäbige und billige Desinformation, was in Peking sicherlich nicht gut ankommen wird.
Zuerst sei vermerkt, dass in der entsprechenden Passage im Protokoll nicht einmal indirekt Bezug auf Russland genommen wird. Es gibt deshalb keinen versteckten Vorwurf gegen Russland, weil China ganz genau weiß, dass niemand, weder in der Kreml-Führung noch im russischen Militär, auch nur ein einziges Mal mit dem Einsatz von Nuklearwaffen in der Ukraine gedroht hat.
Wer dagegen in den letzten Monaten immer öfter das Wort “Nuklearwaffen-Einsatz” durch Russland in der Ukraine im Mund geführt hat und damit die EU mit einem atomaren Bedrohungsszenario erschreckt hat, das waren vor allem britische und US-amerikanische Kriegstreiber in den höchsten Regierungspositionen, von Premierminister Boris Johnson und seiner Nachfolgerin Liz Truss bis hin zu US-Präsident Joe Biden. Letzterer hat sogar ausdrücklich vor einem von Russland ausgelösten nuklearen Armageddon gewarnt.
Erst vor dem Hintergrund der ständigen Beschwörung eines möglichen Atomwaffenkonflikt in der Ukraine durch NATO-Spitzenpolitiker haben sich dann der russische Präsident und einige seiner Minister zum Thema Nuklearwaffen sachlich-nüchtern geäußert, indem sie ohne Theatralik auf die bekannte russische Einsatzdoktrin von Atomwaffen verwiesen haben. Die sieht den Nuklearwaffeneinsatz nur dann vor, wenn mit konventionellen militärischen Mitteln die staatliche Existenz der Russischen Föderation nicht mehr gewährleistet werden kann. Der Einsatz von Atomwaffen, egal ob taktisch oder strategisch, ist für normale Verteidigungsoperation nicht erlaubt, und schon gar nicht für Angriffsoperationen in einem nicht-nuklearen Konflikt. Genau das aber ist in der neuen US-Nuklearstrategie vorgesehen. Haltet den Dieb, schreit der Dieb.
Im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise hat die russische Führung wiederholt und explizit jeglichen Einsatz von Nuklearwaffen kategorisch ausgeschlossen. Denn egal wie lange der Konflikt in der Ukraine dauert, die Ukraine wird nicht gewinnen und erst recht nicht die Existenz des russischen Staates gefährden. Wer glaubt, das sei russische Propaganda, der mache sich doch bitte bei hochrangigen US-Strategen schlau, wie z. B. bei den ehemaligen US-Militärs Scott Ritter oder Douglas Macgregor.
Man sollte eigentlich erwarten, dass auch ein deutscher Bundeskanzler besser informiert ist. Das ist er sicher auch. Aber wenn er auf seine Lüge angesprochen werden sollte, dann kann er sich wahrscheinlich wie beim Cum-Ex-Finanzskandal wieder an nichts erinnern.
In den russophoben Medien kam Scholz mit seiner Version dennoch gut an, wie folgendes Beispiel zeigt:
“Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat eine gemeinsame Haltung mit der chinesischen Führung gegenüber Russlands Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen im Ukraine-Krieg als wesentlichen Erfolg seiner Reise nach Peking bezeichnet. ‘Alleine dafür hat sich die ganze Reise gelohnt’, sagte Scholz beim SPD-Debattenkonvent. Es sei gelungen, dass sowohl er als auch die chinesische Führung erklärt hätten, ‘es dürfen keine Atomwaffen in diesem Krieg eingesetzt werden’.”
Der Haken bei diesem Satz ist, dass die Chinesen an die US-Amerikaner und Scholz und seine Leute an die Russen gedacht haben.
Da fragt man sich, was Scholz eigentlich mit seinem China-Besuch beabsichtigt hat. Einen Hinweis könnten wir in folgender Passage aus dem Protokoll finden:
“Xi bekräftigte Chinas Unterstützung für Deutschland und Europa, eine wichtige Rolle bei der Ermöglichung von Friedensgesprächen” zu spielen.
Das bedeutet, dass sich Peking als Mittelsmann für Friedensverhandlungen angeboten hat. Die Tatsache, dass dies im Protokoll erscheint, legt nahe, dass Scholz dies mit Xi besprochen und nicht abgelehnt hat. Womöglich war das der eigentliche Grund für Scholz’ Besuch in Peking, wie einige internationale Beobachter, z. B. der bekannte Kommentator und ehemalige Botschafter Indiens in Deutschland M. K. Bhadrakumar, von Anfang an vermutet hatten.
Meinung
Beziehung zu den USA: Deutschland in der Abhängigkeitsfalle
Gleich zu Beginn der aktuellen Ukraine-Krise hatte Scholz es versäumt, die Interessen Deutschlands zu schützen und sich gegen die radikalen Forderungen des russophoben angloamerikanischen Blocks durchzusetzen, der in Gestalt der Grünen sogar Teil seiner eigenen Regierung ist. Eine weitere verpasste Gelegenheit, die Krise zu entschärfen, verpatzte er mit seinem außergewöhnlich unbeholfenen Besuch in Moskau und seinen provokant-dummen Bemerkungen zum Kosovo-Donbass-Vergleich. Statt die Russen bei diesem Besuch zu beruhigen, hat er sie dazu veranlasst, jede weitere Hoffnung auf Verständnis in Berlin für ihre Sicherheitsanliegen aufzugeben.
Scholz hätte eine Brücke zwischen den Russen und den USA sein können, und er hat es vergeigt. Dann ließ er sich, nachdem der Konflikt begonnen hatte, auf den vom angloamerikanischen Block geplanten wirtschaftlichen Zermürbungskrieg ein, in dem der EU, vor allem aber der deutschen Wirtschaft massiver und irreparabler Schaden zufügt wurde und weiterhin wird.
Als Kanzler des wirtschaftlich bedeutendsten Landes Europas hat er ein komplettes Chaos angerichtet, aus dem es so einfach kein Entrissen mehr gibt. Manchmal sieht es so aus, als hätte Scholz kein Gespür für das, was er da angerichtet hat. Vielleicht hat er aber doch eine Ahnung und sucht verzweifelt nach einem Weg, aus dieser Situation wieder herauszukommen. Da sonst keine Rettungsleine in Sicht ist, hat er diese vielleicht in Peking gesucht, und er war dafür auch bereit, sich einige Lektionen über verantwortliche Außenpolitik anzuhören und sich über den Wert von Vertrauen in den Beziehungen zwischen Staaten belehren zu lassen. Wir werden sehen, ob er in Peking etwas dazugelernt hat.
Quelle