Meinung
Die posthegemoniale Welt – Waldai-Forum diskutiert aktuelle Entwicklungen
Ihrerseits verweist die Financial Times auf Putins “weitaus versöhnlicheren Ton im Vergleich zu den vergangenen Monaten”, weil der Präsident Russlands “seine Rede mit einem Aufruf zu gegenseitigem Respekt und nicht mit Drohungen beendete”: “Er hob hervor, dass Russland im Dezember mit einem Vorschlag zur Wiederaufnahme der Gespräche über strategische Stabilität an die USA herangetreten sei, aber eine Antwort habe Moskau nicht erhalten”. “Wenn sie es wollen, sind wir bereit”, sagte er.
“Putin fügte hinzu, dass es auf der Welt viele Machtzentren gebe, weshalb der UN-Sicherheitsrat umstrukturiert und ein ‘Dialog auf Augenhöhe’ zwischen den Weltmächten, darunter Russland und der Westen, aufgenommen werden sollte”, so die FT .
Andere britische Medien reagierten auf die Äußerungen des russischen Staatsoberhaupts zu der ehemaligen britischen Premierministerin. “Putin nannte Liz Truss ‘verrückt'”, lautet eine Schlagzeile des Fernsehsenders Sky News . Er sagte, sie sei wahrscheinlich “nicht ganz sie selbst gewesen”, und erklärte, er habe “nie im Voraus etwas über einen möglichen Einsatz von Atomwaffen durch Russland gesagt”.
Der Guardian , die Worte Putins analysierend, erwähnt auch die Kritik an Truss, “dass sie ‘bereit sei, es zu tun’, d.h. Atomwaffen einzusetzen”. “Nun, sagen wir mal, sie ist ins Fettnäpfchen getreten – das Fräulein scheint ein wenig den Verstand verloren zu haben”, sagte Putin. “Warum erlaubst du dir, solche Sachen in der Öffentlichkeit zu erwähnen?” Er warf Washington vor, sich nicht von Truss’ Äußerungen distanziert zu haben.
Erwähnenswert ist, dass die Rede Putins auch in Asien, insbesondere in China, lebhaft analysiert wird. “Putin hat gewarnt, dass die Welt vor dem ‘gefährlichsten Jahrzehnt seit dem Zweiten Weltkrieg’ stehe und kritisierte die westliche liberale Führung wegen der Unterhöhlung ‘traditioneller Werte'”, schrieb Sina .
“In der Rede von Putin konnte man auch eine gewisse Vorwegnahme einer aufkeimenden Revolution verspüren. Lenin wurde mit den Worten zitiert: ‘Die Basis will nicht so leben wie bisher, und die Spitze kann nicht so weiterleben wie bisher.’ Auch über die ‘Kreml-Verschwörung’ hat sich der Präsident geäußert: Er unterstreicht, dass es Wahnsinn ist, überall die Hand Moskaus zu sehen”, schreibt das Nachrichtenportal Fenghuang Wang .
Analyse
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“Putin bekundete noch einmal seinen Standpunkt zu Ukrainern und Russen: Das ist ein Volk. Für den russischen Präsidenten hat der Konflikt damit den Charakter eines vom Westen angeheizten Bürgerkriegs”, heißt es in der Publikation.
“Diese Meinung bekräftigte Putin mit einem Zitat des Schriftstellers Solschenizyn über die ‘Verblendung durch Vorzüglichkeit’, die den westlichen Ländern eigen ist. Im Allgemeinen war die Rede des Präsidenten reich an Zitaten großer Persönlichkeiten der Vergangenheit: Dostojewski, Kopernikus, Shakespeare”, unterstreicht der Autor.
“Er erkannte die neumodischen Trends in den westlichen Ländern als merkwürdig an, wobei er auf die Dutzenden von Geschlechtern und die Gay-Paraden verwies. Sein Vorwurf war jedoch nicht darin begründet, dass sie solche Dinge in ihrem eigenen Land zulassen, sondern dass sie versuchen, sie anderen Ländern aufzuzwingen. ‘Niemand wird Russland vorschreiben können, welche Art von Gesellschaft es aufbauen wird'”, zitierte das Portal Putins Worte.
“Aus dem Verkündeten kann das Fazit gezogen werden, dass die Differenzen zwischen Russland und dem Westen nicht innerhalb kurzer Zeit überwunden werden können. Putin macht sich diesbezüglich keine Illusionen. Zweifelsohne befindet sich die Welt in einem tiefgreifenden Wandel und das spiegelt sich klar in Putins Rede wider. Übrigens, das Zitat über die Unter- und Oberschicht ist leicht nachzuvollziehen und nachzuempfinden”, resümieren die chinesischen Analysten.
Übersetzt aus dem Russischen.
Quelle