Meinung Missliebige Erinnerungskultur: Der Kampf gegen sowjetische Mahnmale in der Europäischen Union
“Als wir dieses KZ betraten, hatten wir schon alle Schrecken des Krieges gesehen. Wir erlaubten uns keine Atempause, wir hatten keine Zeit zu weinen. Wir mussten stets kampfbereit sein. Häufig fragen mich Journalisten danach, wollen von mir hören, ‘ja, ich bin in Ohnmacht gefallen’, habe ‘es’ gespürt. Das kann man natürlich nicht sagen. Wir haben es gesehen, uns war klar, in welcher Not die Menschen waren. Aber vor allem ging es darum, voranzukommen, vorwärts, vorwärts, in die Offensive.”
Erst einige Zeit später, während der Zeit der Nürnberger Prozesse, sei ihm klar geworden, was er da in Auschwitz erlebt hatte. Er habe sich zuerst nicht vorstellen können, dass die Krematorien bedeuteten, dass dort massenhaft Menschen ermordet wurden.
Einige Erinnerungen kann der Veteran des Großen Vaterländischen Krieges doch nennen: an abgemagerte Häftlinge, die an den Zäunen standen, die Gesichter rußgeschwärzt, die Körper in Lumpen gehüllt. Aber in ihren Augen habe er Freude gesehen:
“Sie verstanden, dass sie jetzt frei sind. Wir waren froh, dass wir eine gute Tat vollbracht und die Menschen aus dieser Hölle befreit hatten.”
Iwan Martynuschkin war Ehrengast bei vielen Veranstaltungen zum Gedenken an den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust.
Auch in seinem hohen Alter war es ihm wichtig, die Jugend über diese schreckliche Zeit aufzuklären, auch wenn es ihm Kraft kostet:
“Das Erinnern, das Gedenken ist doch die Grundlage unseres heutigen Lebens. Und wir versuchen mithilfe diesen Erinnerns darauf hinzuwirken, dass so etwas nie wieder passiert.”
Iwan Martynuschkins Bitte an die Jugend:
“Den Frieden sollen sie zu schätzen wissen, das ist das Wichtigste.”
Bataillonskommandeur Anatoli Schapiro schilderte die erste Begegnung mit den Überlebenden folgendermaßen:
“Menschliche Skelette kamen uns entgegen. Sie trugen Streifenanzüge, keine Schuhe. Es war eisig kalt. Sie konnten nicht sprechen, nicht einmal die Köpfe wenden.”
Der deutsche Historiker Ernst Piper gibt die Eindrücke von Major Schapiro so wieder:
“‘Die Sowjetunion hat euch befreit’, rief Anatoly Shapiro den Insassen zu. Einige polnische Juden verstanden ihn, schauten ungläubig und berührten ihn an Armen und Händen – so als wollten sie durch ihre hilflose Geste den Wahrheitsgehalt dessen, was sie gerade gehört hatten, überprüfen.”
Ernst Piper berichtet auch, dass Häftlinge in Jubel ausgebrochen seien, als sie die roten Sowjetsterne auf den Pelzmützen der Befreier erkannten.
EU-Geschichtsverklärung – von der Leyen verkündet: “Die alliierten Streitkräfte befreiten Auschwitz”
Der Offizier Schapiro erkannte offenbar recht schnell, wozu die gesprengten Gebäude mit den Kaminen gedient hatten (Einheimische hatten ihm schon auf dem Vormarsch nach Auschwitz berichtet, dass in der Nähe von Krakau ein Lager sei, in dem Juden eingesperrt seien; er hatte davon überhaupt nichts gewusst, schon gar nichts von dem dortigen systematischen Mord an den Juden). Piper:
“‘Die Krematorien waren noch warm’, schrieb Bataillonskommandeur Anatoly Shapiro über seinen Rundgang von Baracke zu Baracke am Tag der Befreiung. ‘Durch den Wind waren wir bedeckt von Asche, der Schnee war schwarz.'”
Der Anblick, der sich Schapiro und seinen Kameraden bot, war schrecklich:
“Auf einer Baracke stand das deutsche Wort ‘Damen’. Als ich hineinging, war der Boden mit Blut und Exkrementen bedeckt. Tote Frauen lagen darin, dazwischen lebende, die nicht bekleidet waren. Der Gestank war bestialisch. Länger als fünf Minuten konnte man es dort nicht aushalten.”
Die sowjetischen Soldaten hätten natürlich versucht, den dem Tode nahen Häftlingen zu helfen und ihnen Gemüse- und Hühnersuppe gekocht. Aber viele seien schon zu schwach zum Essen gewesen, ihre Mägen hätten die Nahrung nicht mehr aufnehmen können. Seine Soldaten wollten angesichts der Erfahrung von Auschwitz Rache an den Deutschen üben. Er selbst habe sich aber dagegen verwehrt:
“Ich habe gesagt, dass man nicht alle Deutschen über einen Kamm scheren könne. Nur Hitler und seine Gefolgsleute müssten für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.”
Seine Botschaft an die Nachwelt:
“Ich möchte mich an alle Menschen auf dieser Erde wenden: Vereinigen Sie sich und verharmlosen Sie nicht das Böse, das begangen wurde. Auschwitz darf sich nie wiederholen.”
Die Reaktion eines anonymen russischen Offiziers hat der Häftlingsarzt Otto Wolken überliefert (in der Schilderung von Ernst Piper):
“Am Abend bat er (Wolken) einen russischen Offizier, der Jiddisch sprach, in die Baracken. Ob er nicht auch diejenigen Häftlinge begrüßen möge, die vor Hunger und Kälte erstarrt in ihren Betten lagen und gar nicht mehr aufstehen konnten? Der Soldat öffnete den Mantel, zeigte seine ordensgeschmückte Brust und sagte: ‘Ihr müsst nicht mehr um euer Leben fürchten. Die Sowjetische Armee jagt die Deutschen wie die Hasen.’ Und dann weiter: ‘Ich freue mich, dass mir das Glück zuteil wird, wenigstens noch eine kleine Gruppe von Menschen vor den Barbaren zu retten.'”
Russland vom 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz ausgeschlossen
David Duschman ist derjenige Rotarmist, der mit seinem T-34 den noch elektrisch geladenen Zaun von Auschwitz-Birkenau niederwalzte. Die letzte Tat, die zur Befreiung des Lagers noch nötig war. David Duschman galt bis zum seinem Todim Juni 2021 als der letzte noch lebende Befreier von Auschwitz und als lebende Legende.
“Vor 76 Jahren nahm der 21-jährige Soldat die Schrecken von Auschwitz durch den Sehschlitz seines Panzers wahr. Duschman sah halb verhungerte Menschen, Leichenberge, unsägliches Leid. Was Auschwitz damals wirklich war, wusste er nicht. ‘Das’,sagt er, ‘habe ich erst nach dem Krieg erfahren.'”, so die Jüdische Allgemeine im Januar 2021. Seine versöhnliche Haltung gegenüber den Deutschen wird aus den Worten deutlich:
“Wir haben nicht gegen die Deutschen gekämpft, sondern gegen den Faschismus.”
Wie erlebten die Befreiten den Tag der Befreiung und die Befreier? Die meisten Zeitzeugen berichten, dass sie die so lang ersehnte Befreiung eher als unspektakulär empfanden, sie zuerst gar nicht so richtig realisieren konnten. Zu lautem Jubel fehlte ihnen oft die Kraft, dazu waren sie wohl auch aufgrund der erlebten Leiden und des Todes ihrer Freunde und Angehörigen nicht mehr in der Lage.
Die Überlebende Giselle Cycowicz berichtet:
“Kein Jubel! Keine Freude! Als die ersten Soldaten der Roten Armee die Lagertore öffneten, hatten wir dafür nicht mehr die Kraft. Überlebende sind wir heute. Vor fünfundsiebzig Jahren waren wir Todgeweihte, in denen noch ein letzter Rest Leben war, bevor wir den Millionen anderen folgen sollten. ‘Ihr seid frei!’, hatten uns die Soldaten zugerufen: ‘Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt!’ Wir? Wir – die allerletzten unserer Familien? Ohne Eltern, ohne Kinder, ohne Schwestern, ohne Brüder, ohne Heimat, ohne Namen, ohne Hoffnung – wohin sollten wir gehen?”
Vucic: Verbot der Teilnahme Russlands an Auschwitz- Befreiungszeremonie “pervers”
In Auschwitz und seinen Nebenlagern litten und starben Menschen aus über 20 Nationen. Die Erste Ukrainische Front (zu der die Befreier von Auschwitz gehörten) war ein vom Einsatzraum her geprägter Begriff und umfasste – entgegen der Behauptung eines polnischen Außenministers – nicht hauptsächlich Ukrainer, sondern Soldaten aus fast allen Völkern der Sowjetunion: Russen, Weißrussen, Ukrainer, Tschetschenen, Georgier, Juden, Kasachen, Tataren… (auch der ukrainische Botschafter Melnyk hatte ein ähnliches Geschichtsmärchen in Bezug auf die angebliche Befreiung der Stadt Berlin vom Faschismus durch die Ukrainer gegenüber dem RT DE -Journalisten Dominik Reichert wiederholt). Vor einiger Zeit verstieg sich die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gar zu der Behauptung, es seien “die Alliierten” gewesen, die Auschwitz befreit hätten. Umso mehr muss man heute betonen, dass es die Rote Armee war, die dies tat.
Bei der Befreiung der polnischen Stadt Oświęcim fielen 231 Rotarmisten, bei der Befreiung des Lagergeländes selbst noch einmal 66. Womöglich lag der Blutzoll, den die Rote Armee für die Befreiung von Auschwitz zu entrichten hatte, sogar noch höher. Bataillonskommandant Anatoli Schapiro berichtete, dass bei den Kämpfen um Krakau fast die Hälfte seines 900 Männer umfassenden Bataillons ums Leben kam.
Umso schäbiger ist es, dass heute zwischen “willkommenen” und “unwillkommenen” Befreiern ein Unterschied gemacht wird, denn auch 2025 wird – wie in den Vorjahren – die russische Delegation nicht an den Gedenkfeierlichkeiten in Auschwitz teilnehmen können. Man sortiert aus politischen Gründen die Nachkommen der Befreier in “Erwünschte” und “Unerwünschte”. Ähnlich ist es auch mit den Opfern des Nationalsozialismus, denn gerade die Greueltaten deutscher und verbündeter Einheiten in Weißrussland und der Hunger-Genozid von Leningrad geraten in der westlichen Erinnerungskultur leicht ins Hintertreffen.
Meinung Christliche Vergebung als Propagandawaffe – Deutschland startet Offensive an geistiger Front
Auch wenn sich die unvergleichlichen Menschheitsverbrechen des NS-Regimes glücklicherweise nicht wiederholt haben, ist die Tätigkeit von Kriegsberichterstattern auch heute noch bedeutsam für die Aufdeckung von Kriegsverbrechen. Und leider auch gefährlich. Häufig werden russische Journalisten durch gezielte ukrainische Drohnenangriffe getötet, wenn sie über den Kriegsverlauf oder über die Untaten des Selenskij-Regimes berichten wollen. Diese Zeilen sind deshalb auch als Hommage an die Woronzows von heute zu verstehen.
In Teilen der EU ist es bereits gefährlich geworden, an die Heldentaten der Roten Armee zu erinnern. So sitzt zum Beispiel Alexei Greichus in Litauen trotz seiner Krebserkrankung in Haft, weil er zusammen mit einer Kaliningrader Stiftung festliche Konzerte anlässlich des 9. Mai organisiert hatte. Man lässt sich eben im Wertewesten nicht mehr gern an die eigene Vergangenheit erinnern.
Die sowjetischen Soldaten leisteten einen Dienst an der gesamten Menschheit, indem sie Auschwitz befreiten, sie taten dies im Namen der Menschlichkeit. Oder wie es Anatoli Schapiro auszudrücken pflegte:
“Ich habe Auschwitz nicht als Jude befreit, sondern als Kommandant der Roten Armee. Darauf bin ich stolz.”
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