Meinung

Wie Aschenputtel in Bern: Brigitte Hauser-Süess und ihr Weg an die Spitze

Wie Aschenputtel in Bern: Brigitte Hauser-Süess und ihr Weg an die Spitze

Quelle: Legion-media.ru Brigitte Hauser-Süess, persönliche Beraterin von Bundesrätin Viola Amherd, auf einem Schiff in Luzern: 31. Juli 2023

Von Hans-Ueli Läppli

Es gibt Namen, die den meisten Menschen kaum bekannt sind, im Bundeshaus jedoch unüberhörbar hallen. Einer davon ist Brigitte Hauser-Süess. Seit 25 Jahren bewegt sie sich wie ein Schatten durch die Korridore der Macht: diskret, präsent, und dabei stets eine Handbreit vor jeder Öffentlichkeit. Sie ist die “Türsteherin” der Schweizer Politik – und hat sich eine Position erarbeitet, die selbst hart gesottenen Machtpolitikern Respekt abringt.

Doch wie hat es die einstige Schreibmaschinenlehrerin aus dem Wallis geschafft, über ein Vierteljahrhundert das Vertrauen von vier Bundesrätinnen und einem Bundesrat zu gewinnen? Und warum polarisiert ihre Biografie so stark, dass sie sowohl als unermüdliche Wegbereiterin weiblicher Karrieren gefeiert als auch als opportunistische Netzwerkerin kritisiert wird?

Brigitte Hauser-Süess’ Karriere ist nicht nur ein Zeugnis für den gesellschaftlichen Wandel in der Schweiz, sondern auch eine Anleitung, wie man sich trotz Gegenwind an der Spitze hält. Ihr Leben ist ein Lehrstück über Macht – mit allem, was dazugehört: Beharrlichkeit, strategisches Denken und wohldosierten Opportunismus.

Als Tochter eines linken Gewerkschafters im Kanton Luzern wuchs sie mit einem klaren Leitmotiv auf:

“Wer etwas verändern will, muss sich engagieren.”

Dieses Prinzip trug sie später in die Politik, wo sie zunächst als Quotenfrau in der Walliser CVP Karriere machte. Ihre Rolle als Ersatzfrau im kantonalen Parlament mag auf den ersten Blick unscheinbar wirken, doch Hauser-Süess war stets bereit, Verantwortung zu übernehmen – eine Haltung, die sich durch ihre gesamte Karriere ziehen sollte.

Wie Aschenputtel in Bern: Brigitte Hauser-Süess und ihr Weg an die Spitze

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Aschenputtel im Bundeshaus: Brigitte Hauser-Süess’ Weg zur MachtLegion-media.ru

Wer Macht will, muss flexibel sein. Kaum jemand verkörpert dieses Prinzip besser als Hauser-Süess. Ihre Fähigkeit, sich anzupassen, zeigt sich in vielen Facetten ihrer Karriere. So wechselte sie nach der Abwahl von Ruth Metzler 2003 nahtlos in das Team von Christoph Blocher – einer diametral entgegengesetzten politischen Figur. Doch während Kritiker ihr Opportunismus vorwarfen, sahen andere in ihr eine strategisch denkende Pragmatikerin, die wusste, wie sie ihre Position sichern konnte.

Auch persönlich erwies sich Hauser-Süess als Meisterin der Anpassung. Als sie in jungen Jahren für ihren späteren Ehemann ins Wallis zog, eignete sie sich schnell den Walliser Dialekt an – eine kulturelle Geste, die ihr viel Anerkennung einbrachte. Doch die Anpassung hatte Grenzen: Als Frauenpräsidentin der CVP setzte sie sich mutig für die Fristenregelung ein, was sie im konservativen Wallis zur Zielscheibe von Hasskampagnen machte. Der politische Preis war hoch, doch Hauser-Süess hielt an ihren Überzeugungen fest.

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Ihre größte Stärke ist jedoch ihr Talent für Netzwerke. Bereits in ihrer Zeit im Bundesamt für Flüchtlinge initiierte sie das erste Frauennetzwerk der Bundesverwaltung. “Nehmt alle eine andere Frau mit”, lautete ihr Aufruf – und genau so baute sie ihr eigenes Netzwerk auf: nachhaltig, strategisch und immer mit einem Auge auf die Zukunft.

Dieses Netzwerk erwies sich als entscheidend für ihren Aufstieg. Ob als Beraterin von Ruth Metzler, Eveline Widmer-Schlumpf oder Viola Amherd – Hauser-Süess verstand es, Loyalität und Professionalität zu kombinieren. Ihre enge Beziehung zu Amherd, die auf deren gemeinsame Zeit in der Walliser Politik zurückgeht, ist ein weiterer Beweis dafür, wie sie Freundschaft und Macht zu ihrem Vorteil nutzen konnte.

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Doch Macht hat ihren Preis. Immer wieder stand Hauser-Süess in der Kritik – sei es wegen ihrer angeblichen Opportunität oder wegen ihres Einflusses hinter den Kulissen. Besonders viel Wirbel verursachte der Fall ihres Schwagers, der einen hoch dotierten Posten in einem Staatsbetrieb erhielt. Für ihre Kritiker war dies der Beweis, dass Hauser-Süess’ Netzwerke auch zur Vetternwirtschaft neigten.

Dennoch blieb sie unangreifbar. Ihre Taktik: sich niemals öffentlich erklären.

Ende dieses Jahres tritt Hauser-Süess offiziell ab. Doch ihr Einfluss wird wohl weiter zu spüren sein – sei es durch die Netzwerke, die sie aufgebaut hat, oder durch die Frauen, die ihren Weg nach oben als Inspiration nutzen. Ihre Karriere wirft die Frage auf, ob Macht immer sichtbar sein muss, um wirksam zu sein. Brigitte Hauser-Süess hat bewiesen, dass es auch anders geht.

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