Faktisch gleichzeitig sind in den Zeitschriften Foreign Policy und The Economist umfangreiche Analysen über das Risiko der Vernichtung der ukrainischen Stahlindustrie erschienen, weil sich die Front der Stadt Krasnoarmeisk (ukrainisch: Pokrowsk) nähert. Die Artikel sind nicht nur wegen der dort angeführten recht objektiven Angaben und deren halbwegs redlichen Interpretation, sondern und vor allem wegen der Tatsache interessant, dass sich westliche Geschäftskreise überraschenderweise um den Zustand der ukrainischen Metallurgie sorgen. In westlichen Produktionsketten hing viel vom ukrainischen Stahl ab. Doch besonders amüsant erscheint, dass sich der Westen um dieses Problem tatsächlich Sorgen macht, und die Ukraine nicht.
Doch alles der Reihe nach.
Insbesondere erinnert The Economist berechtigterweise daran, dass die Ukraine noch vor Kurzem, im Jahr 2021, weltweit immerhin den 14. Platz bei der Stahlproduktion belegte. Doch schon 2023 gelang es ihr, gleich zehn Plätze tiefer auf Platz 24 abzustürzen. Dabei sind zwei Jahre für Betriebe mit langen Produktionszyklen eine winzige Frist. Mit dem Verlust des letzten großen Bergwerks, das in der Nähe von Pokrowsk liegt und wo die für die Metallurgie benötigte Kokskohle gefördert wird, werde es Russland gelingen, “die Stahlindustrie der Ukraine zu vernichten”. Und wie der Literaturklassiker Michail Bulgakow seinerzeit schrieb, ist das Interessanteste an dieser Lüge, dass es eine Lüge vom ersten bis zum letzten Wort ist.